Bild des Monats Januar 2011: Albrecht von Haller
Bild des Monats Februar 2011: Gemeiner Schneeball (Viburnum opulus)
Bild des Monats März 2011: Hermesfinger (Hermodactylus tuberosus)
Bild des Monats April 2011: Rhododendren (Rhododendron falconeri)
Bild des Monats Mai 2011: Knöllchentragende Zahnwurz (Cardamine bulbifera)
Bild des Monats Juni 2011: Rautenblättrige Schmuckblume (Callianthemum coriandrifolium)
Bild des Monats Juli 2011: Rätischer Alpenmohn (Papaver aurantiacum)
Bild des Monats August 2011: Europäisches Alpenveilchen (Cyclamen purpurascens)
Bild des Monats September 2011: Moorenzian (Swertia perennis)
Bild des Monats Oktober 2011: Perückenstrauch (Cotinus coggygria)
Bild des Monats November 2011: Köcherbaum (Aloe dichotoma)
Bild des Monats Dezember 2011: Liguster (Ligustrum vulgare)
Im blumenlosen Januar möchte ich in Zukunft an berühmte Botaniker erinnern. Als erster ist der Berner Naturwissenschaftler Albrecht von Haller (1708 – 1777) an der Reihe. Die beiden Fotos zeigen Hallers Anemone (Pulsatilla halleri) und Hallers Primel (Primula halleri) aus der Region Zermatt – Saas-Fee im Wallis.
Albrecht von Haller war ein Universalgelehrter – er studierte Naturwissenschaften, Medizin, Mathematik und Botanik in Tübingen, Leiden und Basel. Er war Stadtarzt und Leiter der Zentralbibliothek in Bern, Professor für Anatomie, Chirurgie und Botanik in Göttingen, wo er auch einen heute noch bestehenden Botanischen Garten gründete.
Sein Gedicht „Die Alpen“ löste einen regelrechten Sturm auf die Berge aus, nachdem man diese vorher als bedrohlich und nur aus Distanz betrachtet hatte. Haller schrieb über 17'000 Briefe in seinem Leben und erhielt eine noch grössere Zahl von Briefen. Er verfasste eine erste umfassende Flora der Schweiz und unternahm zusammen mit Johannes Gessner mehrere Sammelreisen in den Alpen.
In einem Punkt irrte er: Er lehnte die binäre Nomenklatur von Carl von Linné ab (Gattung und Artname als eindeutige Bezeichnung). Trotzdem hat er grosse Verdienste in der Botanik (und Anatomie) erworben. 2008 wurde in Bern mit diversen Veranstaltungen diesem grossen Sohn der Stadt gedacht.
Die roten Beeren des Gemeinen Schneeballs fallen im farbarmen Winter auf. Sie sind offenbar nicht 1. Wahl bei den Vögeln, solange andere Früchte vorhanden sind.
Der bis zu 4 Meter hoch werdende Strauch kommt in der ganzen Schweiz von der kollinen bis in die montane Stufe vor. Die Pflanze ist in ganz Europa, West- und Nordasien verbreitet.
Wegen der grossen Verbreitung hat sie auch viele Volksnamen. Hier eine kleine Auswahl gemäss Wikipedia: Herzbeer, Blutbeer, Drosselbeerstrauch, Geißenball, Glasbeere, Schlangenbeere, Wasserholder, Wasser-Schneeball.
Die weissen Blütenrispen fallen im Mai durch die stark vergrösserten Randblüten auf, die aber steril sind und nur als Show-Effekt zum Anlocken von Bestäubern dienen. Der Name Schneeball ist erst ab dem 17. Jahrhundert gebräuchlich, weil ab dann Gartenformen mit gefüllten Blüten gezüchtet wurden.
Die Beeren dienen in der Volksmedizin als krampflösendes Mittel, in Osteuropa und in der Türkei wird Marmelade, Gelee und Fruchtsaft daraus gewonnen.
Die Pflanze wird gemäss Flora Helvetica zur Familie der Geissblattgewächse (Caprifoliaceae) gezählt, seit kurzem findet man eine neue Zuordnung zur Familie der Moschuskrautgewächse (Adoxaceae).
Wenn bei uns der Winter seine letzten Rückzugsgefechte liefert, beginnt es im Mittelmeerraum bereits zu blühen. Das vorgestellte Irisgewächs mit dem seltsamen Namen kommt von Südostfrankreich über Italien und dem Balkan bis in die Türkei vor. Die Form und die eher seltene Blütenfarbe grüngelb/ braunviolett haben die Menschen noch zu anderen Namen inspiriert: Der Hermesfinger heisst auf englisch Snake’s Head Iris oder Widow Iris!
Hermodactylus tuberosus ist die einzige Art dieser Gattung.
Sie blüht auf Brachland, Felsfluren und Garrigues von Februar bis Mai. Die Aufnahme stammt aus dem Gargano in Süditalien.
Anscheinend ist die Zwiebel auch einfach zu kultivieren. Jedenfalls ist sie auf vielen Gartenkatalogen im Internet erhältlich und wird auch als Schnittblume verkauft.
Rhododendren sind als Spezialpflanzung in Gärten sehr beliebt. Noch schöner ist es, diese Pflanzen in der Natur erleben zu können.
Die Gattung gehört zur Familie der Heidekrautgewächse (Ericaceae) und umfasst ca. 1'000 Arten. Der Verbreitungsschwerpunkt ist Asien und Nordamerika, mit der höchsten Artenvielfalt im Himalaya. Rhododendren kommen vom tropischen Regenwald bis ins Hochgebirge vor. Unsere Alpenrosen gehören ebenfalls dazu: Die Bewimperte Alpenrose (Rhododendron hirsutum) bevorzugt kalkhaltige Böden, die Rostblättrige Alpenrose (Rhododendron ferrugineum) eher saure Standorte.
Das gezeigte Bild stammt aus dem Himalaya-Königreich Bhutan. Rhododendron falconeri ist ein 5 bis 15 Meter hoher Strauch oder Baum, die Blüten sind cremeweiss und in grossen Trauben zu 15 bis 25 Blüten angeordnet. Die Blätter sind bis 30 cm lang und 15 cm breit, die Unterseite ist rostbraun behaart. Das Foto wurde am Pele La-Pass auf ca. 3'000 Meter ü.M. im Monat April aufgenommen.
Die Zahnwurz wurde früher als eigene Gattung Dentaria innerhalb der Familie der Kreuzblütler geführt. Der Name macht Sinn, denn die Wurzeln sehen wirklich wie Milchzähne von Kindern aus! Seit einigen Jahren wird Dentaria unter der Gattung Cardamine (= Schaumkraut) geführt.
Unsere Cardamine bulbifera hat eine Besonderheit, nämlich sogenannte Brutknöllchen. Wenn diese reifen, fallen sie ab und bilden neue Pflänzchen (sog. vegetative Vermehrung). Die Pflanze bildet zwar auch Schoten, diese sind aber meist nicht fertil.
Cardamine bulbifera kommt in ganz Mitteleuropa, Südskandinavien, SO-Europa bis in den Kaukasus vor. Sie wächst in Buchenwäldern der kollinen bis montanen Stufe. In der Schweiz ist sie recht selten. Ihr Verbreitungsgebiet konzentriert sich auf die NO-Schweiz und das Tessin.
Die Gattung Callianthemum gehört zur Familie der Hahnenfussgewächse (Ranunculaceae) und umfasst je nach Quelle 12 bis 24 Arten. Ihre Heimat sind die gemässigten Zonen Eurasiens.
Die Rautenblättrige Schmuckblume fällt durch ihre blaugrünen, gefiederten Blätter auf, welche schuppenartig angeordnet sind. Die weissen Blüten mit 6 bis 12 Kronblättern erinnern an Anemonen. Die Pflanze wächst auf feuchten Rasen und Weiden auf Kalk, vor allem in der alpinen Stufe. Je nach Schneebedeckung kann man sie schon Ende Mai oder in der 1. Junihälfte blühend antreffen.
Das Verbreitungsgebiet ist sehr zerstückelt: in der Schweiz gibt es wenige Standorte in den Kantonen Graubünden, St. Gallen und Wallis. Der Schutzstatus ist VU (vulnerable = verletzlich).
Andere Schmuckblumenarten in den Alpen sind Kerners Schmuckblume, ein Endemit am Monte Baldo (Gardasee) und die Anemonen-Schmuckblume in den NO-Alpen.
Der Alpenmohn wächst in steilen Kalkschutthalden und wird zur Gruppe der „Schuttstauer“ gezählt. Er bildet mit einer starken Pfahlwurzel und einem dichten Geflecht aus sogenannten Zugwurzeln Hindernisse für den fliessenden Schutt und wird damit zu ersten ruhenden Inseln.
In den Alpen kommen mehrere Arten von Alpenmohn vor, wobei die weiss blühenden in den Nordalpen, die gelb blühenden in den Südalpen verbreitet sind. Unser Papaver aurantiacum hiess früher Papaver rhaeticum und wächst in der Schweiz nur östlich des Inns. Mein Bild stammt vom Umbrailpass in Graubünden.
Der deutsche Name Alpenveilchen ist eigentlich völlig falsch. Die Cyclame ist keine typische Alpenpflanze und gehört auch nicht zu den Veilchen- sondern zu den Primelgewächsen. Der Name Cyclamen leitet sich vom griechischen kyklos = Scheibe ab und deutet auf die Kapselfrüchte hin, welche die Pflanze produziert.
Das Zentrum des Verbreitungsgebiets der ca. 20 Cyclamen-Arten ist der östliche Mittelmeerraum. Cyclamen persicum ist die Stammform der vielen Kulturarten – Cyclamen sind bekanntlich sehr beliebte Zimmerpflanzen. Die Blütenfarbe ist überwiegend rosa, es gibt aber auch weisse Arten: z.B. auf Mallorca Cyclamen balearicum, auf Kreta Cyclamen creticum.
Die meisten Cyclamen blühen im Frühling, unser Cyclamen purpurascens hingegen von Juli bis Oktober. In der Schweiz konzentriert sich die Pflanze einerseits auf den Tessin, andererseits auf die warmen, föhnbegünstigten Gegenden wie Churer Rheintal, Walensee, Vierwaldstättersee. Sie wächst in Laubwälder der kollinen Stufe und liebt kalkhaltige Böden.
Enziane tragen normalerweise den lateinischen Gattungsnamen Gentiana, der Moorenzian hingegen wird als eigene Gattung Swertia abgetrennt (nach dem holländischen Gärtner Emanuel Swert oder Sweerts).
Die zweijährige Pflanze fällt durch die stahlblauen bis trübvioletten Blüten mit dunklen Punkten und Streifen auf. Sie kommt in Sumpfwiesen und kalkhaltigen Flachmooren vom Tal bis gegen 2'500 Meter über Meer vor und wird bis 50 cm hoch. In der Schweiz konzentriert sich das Vorkommen auf die montane Stufe der Alpennordseite. Swertia perennis wächst aber auch in den Pyrenäen, Karpaten und auf dem Balkan. Andere Swertia-Arten kommen in den Gebirgen von Asien, Afrika und Nordamerika vor.
Unser Moorenzian blüht sehr spät im Jahr, nämlich im August und September. Die meisten Riedflächen werden aber ab 1. September gemäht, was für diese Pflanze eindeutig zu früh ist. So können die Samen nicht immer ausreifen und ein Vorkommen kann erlöschen.
Vielleicht ist Ihnen dieser Strauch schon in Gärten oder Parks aufgefallen – er wächst aber auch wild, z.B. an trockenwarmen Felshängen im Wallis oder Tessin. Besonders jetzt im Herbst fällt er durch seine intensive Rotfärbung der rundlichen Blätter auf. Der Strauch blüht im Juni, die Blüte ist unscheinbar. Später verlängern sich die sterilen Blüten zu fadenförmigen, behaarten Gebilden, was zu dem „perückenartigen“ Aussehen der Pflanze führt.
Die Heimat des Perückenstrauchs ist das Mittelmeergebiet und Kleinasien. Die Pflanze gehört zur Familie der Sumachgewächse (Anacardiaceae). Ein weiterer Vertreter dieser Familie ist der wenig beliebte Essigbaum, der häufig aus Gärten verwildert und deshalb auf der Schwarzen Liste der sogenannten Invasiven Neophyten steht. Aber auch so wichtige Nutzpflanzen wie Mango, Pistazie und Cashew gehören zu den Sumachgewächsen.
Traditionell bringe ich im November Pflanzen aus Südafrika.
Der Köcherbaum (englisch Quiver Tree, afrikaans Kokerboom) ist in Namibia und in der südafrikanischen Provinz Nordkap verbreitet. Er gehört nach der neuen Klassifikation zur Familie der Grasbaumgewächse (Xanthorroeaceae) aus der grossen Gruppe der Liliengewächse. Der Baum kann 8 bis 9 Meter hoch werden mit einem Stammdurchmesser von über 1 Meter. Das Alter lässt sich wegen fehlender Jahrringe nicht bestimmen, man schätzt aber, dass Köcherbäume bis zu 400 Jahre alt werden.
Die Urbevölkerung der Buschmänner (Koi-San) haben die Äste als Köcher für ihre Pfeile verwendet, daher der Name. In Südafrika wachsen ca. 140 Aloe-Arten, die Verbreitung reicht aber auch nach Madagaskar, Ostafrika und die Arabische Halbinsel.
Das gezeigte Bild stammt vom südlichsten Köcherbaum-Wald von Loriesfontein bei Nieuwoudtville.
Für weitere Informationen zum Köcherbaum verweise ich auf die sehr schön gestaltete Website www.kokerboom.net.
Die schwarzen Beeren sind für den Mensch giftig, nicht aber für Vögel. Diese tragen zur Verbreitung der Art bei, denn die ausgeschiedenen Kerne keimen wieder. Auch im Frühling ist der Strauch wertvoll – er wird von diversen Insekten und Raupen als Nahrungsquelle genutzt.
Der Liguster kommt in der Schweiz in der kollinen und montanen Stufe in warmen Lagen fast überall vor. Er wächst an sonnigen Waldrändern und buschigen Hängen. Die Klimaerwärmung in den letzten Jahren könnte zu einer Vergrösserung des besiedelten Areals geführt haben.