Bild des Monats Januar 2009: Christrose (Helleborus niger)
Bild des Monats Februar 2009: Lorbeer-Seidelbast (Daphne laureola)
Bild des Monats März 2009: Herbst-Alraune (Mandragora autumnalis)
Bild des Monats April 2009: Bodensee-Vergissmeinnicht (Myosotis rehsteineri)
Bild des Monats Mai 2009: Grossblütiger Breitsame (Orlaya grandiflora)
Bild des Monats Juni 2009: Tollkirsche (Atropa belladonna)
Bild des Monats Juli 2009: Herzblatt-Hahnenfuss (Ranunculus parnassifolius)
Bild des Monats August 2009: Alpen-Mannstreu (Eryngium alpinum)
Bild des Monats September 2009: Wohlriechender Lauch (Allium suaveolens)
Bild des Monats Oktober 2009: Berberitze (Berberis vulgaris)
Bild des Monats November 2009: «Geranien» Südafrikas
Bild des Monats Dezember 2009: Eibe (Taxus baccata)
Zwar kann man Christrosen jetzt in jedem Blumengeschäft kaufen, doch sind sie auch in der Natur zu finden: eine sehr lohnende botanische Exkursion im Januar oder Februar ist der Monte San Salvatore bei Lugano. Dort blühen um diese Zeit in den Buchenwäldern Tausende von Christrosen – wie mein Bild beweist, nicht nur in weiss, sondern auch in der roten Farbvariante. Die grossen ledrigen Blätter überwintern, sind aber nicht frosthart.
Der Verbreitungsschwerpunkt der Christrose liegt in den Ostalpen (sie wächst aber auch im Apennin und im nördlichen Balkan). Am Alpennordrand kommt sie nur bis Vorarlberg vor, fehlt also in der Nordschweiz, in den Südalpen dringt sie weiter nach Westen vor. In der Schweiz sind im Südtessin die einzigen natürlichen Standorte.
Die Blume fällt natürlich durch ihre aussergewöhnliche Blütezeit auf. Bei günstigen Verhältnissen blüht sie bereits im Dezember, ich habe sie aber auch noch im Juni aus alten Schneefeldern heraus aufblühen sehen.
Der lateinische Name wird mit „Schwarze Nieswurz“ übersetzt. Schwarz bezieht sich auf die Farbe der Wurzel, welche eben auch als Niespulver verwendet wurde.
Helleborus war schon in der Antike als Heilpflanze bekannt und wurde auch später im Mittelalter als Herzmittel und harntreibendes Medikament verwendet. Wie viele Hahnenfussgewächse ist sie aber sehr giftig („3 Tropfen machen rot, 10 Tropfen machen tot“).
Daphne war eine Nymphe der griechischen Mythologie, die von ihrem Vater in einen Lorbeerbaum (= Laurus) verwandelt wurde, weil sie von Apoll bedrängt wurde. Unsere Pflanze des Monats erinnert also doppelt an diese Geschichte. Bekannter als der Lorbeer-Seidelbast ist der Echte Seidelbast (Daphne mezereum) – gemeinsam ist beiden Pflanzen, dass sie sehr früh im Jahr blühen.
Die Bezeichnung Seidelbast könnte von Zeidel=Biene (erste Bienennahrung) ableitet sein.
Daphne laureola ist eine Pflanze der warmen Laubwälder (vor allem Buche) und kann auf der Alpensüdseite schon im Februar blühend angetroffen werden. In der Schweiz hat sie ihren Verbreitungsschwerpunkt im Jura, sie kommt aber auch im Tessin, im unteren Rhonetal, im Kanton Zürich und in der Innerschweiz vor.
Der immergrüne Strauch wird 40 bis 120 cm hoch, die lederigen Blätter sind glänzend, die Blüten eher unscheinbar gelbgrün.
Die Gattung Daphne gehört zur Familie der Thymelaeaceae (Seidelbastgewächse), wobei die Namen gebende Gattung Thymelaea auf deutsch Spatzenzunge heisst.Alle Seidelbast-Arten sind stark giftig und wurden auch in der traditionellen Medizin verwendet (z.B. in China). Daphne mezereum habe ich als Mittel gegen Wassersucht, Melancholie und Geschwüre erwähnt gefunden (wie immer ohne Gewähr).
Spätestens seit den Harry Potter-Büchern und –Filmen ist diese Pflanze einem grösseren Publikum bekannt. Sie ist eine giftige Heil- und Ritualpflanze, die seit der Antike als Zaubermittel gilt, vor allem wegen ihrer besonderen Wurzelform, die der menschlichen Gestalt ähneln kann. Die Geschichten, welche sich um diese Pflanze ranken, sind Legion. Sie reichen vom Aphrodisiakum über Flughilfe für Hexen bis zur Vorstellung, dass die Pflanze unter Galgen wächst und aus Urin und Sperma von Gehenkten entsteht!
Doch zurück zu den Tatsachen: Die Gattung Mandragora gehört zur Familie der Nachtschattengewächse (der wir so nützliche Pflanzen wie die Tomate und Kartoffel verdanken) und kommt in 3 Arten vor. Mandragora autumnalis wächst im ganzen Mittelmeerraum, die anderen beiden Arten in Asien. Die Pflanze blüht in einem seltsamen Rhythmus: sie erscheint nach den Herbstregen im Oktober/ November, man kann sie aber auch noch im Frühling antreffen. Mein Foto stammt aus Zypern und wurde Ende Februar aufgenommen.
In der Volksheilkunde wurde die Droge bei Magengeschwüren, Koliken, Menstruationsschmerzen, Asthma, Heufieber und Keuchhusten verwendet. Heute sind Mandragora-Zubereitungen obsolet.Der Bodensee ist einer der wenigen Alpenrandseen, dessen Wasserstand nicht künstlich reguliert ist: Die maximale Schwankung zwischen dem winterlichen Tiefststand und dem Höchststand nach der Schneeschmelze beträgt bis zu 2 Meter. An den naturnahen Ufern hat sich eine spezielle Pflanzengesellschaft (Strandschmielen-Gesellschaft) gebildet, zu der auch das Bodensee-Vergissmeinnicht gehört. Es blüht im April – also vor dem Ansteigen des Seespiegels – und steht im Sommer unter Wasser. Die Verbreitung erfolgt mehrheitlich „vegetativ“ über unterirdische Triebe.
Die endemische Pflanze ist sehr gefährdet. Sie kommt ausser an wenigen Stellen am deutschen und Schweizer Bodenseeufer noch am Starnbergersee in Bayern vor. Weitere Vorkommen auf der Alpensüdseite (Lago Maggiore, Lago di Lugano) sind erloschen.
Corinne Furrer hat 2005 in ihrer Diplomarbeit an der Universität Zürich nachgewiesen, dass es sich beim Bodensee-Vergissmeinnicht um eine eigenständige Art handelt. Sie unterscheidet sich genetisch vom Sumpf-Vergissmeinnicht (Myosotis scorpioides).
Pfarrer Johann Konrad Rehsteiner (1797–1858) von Speicher, nach dem die Pflanze benannt ist, war ein eifriger Botaniker. Er legte ein umfangreiches Herbar mit Pflanzen aus den Kantonen St. Gallen und Appenzell an. Seine Sammlung, die neben den Pflanzen auch rund 5000 Versteinerungen, 4000 Mollusken (Weichtiere), 1000 Mineralien und 200 Korallenstöcke umfasste, wurde 1859 für das Naturmuseum St. Gallen angekauft.Dieser Doldenblütler wird auch als Strahlen-Breitsame bezeichnet, was eigentlich viel zutreffender ist: die äusseren Kronblätter sind stark vergrössert und weisen den anfliegenden Insekten den Weg zum Futterplatz. Die eiförmigen Früchte sind bis 8 mm gross und haben hakig gekrümmte Stacheln. Vorbeistreifende Tiere können die Früchte im Fell aufsammeln und tragen so zur Verbreitung der Pflanze bei. Diese „Fortpflanzungsmethode“ wird als Epizoochorie bezeichnet.
Der Breitsame ist eine südeuropäische Pflanze, die schon sehr früh vom Menschen nach Mitteleuropa eingeschleppt wurde. Die Standorte sind trockene Äcker, Rebberge und Wegränder. In der Schweiz beschränken sich die Vorkommen auf das Walliser Rhonetal, die Jurasüdhänge am Bieler- und Neuenburgersee und den Kanton Genf.
Die Frucht ist den meisten Leuten bekannt, an der Blüte gehen viele achtlos vorbei. Wie viele Pflanzen aus der Familie der Nachtschattengewächse ist die Tollkirsche hoch giftig. Das Gift Hyosyamin ist in den Wurzeln, Blättern und Früchten enthalten. Bei Kindern führen bereits drei bis fünf Beeren, bei Erwachsenen ab 10 Beeren innerhalb von wenigen Stunden zum Tod durch Atemlähmung. Der Artname „belladonna“ (ital. „schöne Frau“) rührt daher, dass das Hyoscyamin – in die Augen geträufelt – die Pupillen erweitert und den Augen ein dunkles, glänzendes Aussehen verleiht. Aber Vorsicht: Nebenwirkungen sind Sehstörungen infolge Lähmungserscheinungen!
Die Liste der medizinischen Anwendungen ist lang: bis ins 19. Jahrhundert wurde sie bei Gelbsucht, Wassersucht, Keuchhusten, Nervenkrankheiten, Scharlach und Epilepsie, sowie als Aphrodisiakum und Abtreibungsmittel angewendet.
Die Pflanze hat ein eurasiatisches Verbreitungsgebiet – in der Schweiz wächst sie vor allem auf der Alpennordseite in Wälder und auf Waldschlägen der kollinen und montanen Stufe.Eigentlich gibt die gelappte Form der Blätter den Hahnenfussgewächsen den Namen. Aber es gibt auch Ausnahmen. Unsere Pflanze des Monats hat herzeiförmige, ganzrandige Blätter. Der Artname kommt vom Studentenröschen (Parnassia palustris), welche eine ähnliche Blattform aufweist.
Der Herzblatt-Hahnenfuss hat seine Verbreitungsgebiet in den Pyrenäen und Alpen. In der Schweiz kommt er vor allem in Graubünden und im Wallis vor, ist aber recht selten (nur auf 6 % der Kartierflächen).
Er blüht im Juli auf kalkhaltigem Schutt mit einem hohen Anteil Feinerde, und zwar nur in der alpinen Stufe über 2'000 Meter.Der Name könnte zu Verwechslungen führen: Männertreu wird nämlich in der Schweiz die nach Vanille duftende Berg-Orchidee Nigritella genannt. Unser Mannstreu wird auch als Blaudistel bezeichnet. Aber auch dieser Name führt in die Irre: Disteln sind normalerweise Korbblütler, die Gattung Eryngium gehört aber zu den Doldenblütlern. Sie ist eine sehr artenreiche Gattung, die in der ganzen Welt vorkommt (z.B. an Meeresküsten Eryngium maritimum, in osteuropäischen Steppenrasen Eryngium campestre). Eryngium alpinum ist eine westalpine Art mit weiteren Vorkommen im Jura und auf dem Balkan. In der Schweiz wächst sie im Berner Oberland, in den Waadtländer und westlichen Walliser Alpen, sowie sehr vereinzelt in Graubünden und in der Ostschweiz. Weil sie sehr attraktiv ist, wird sie auch in Gärtnereien angebaut und manchmal in der Wildnis „angesalbt“ (ausgepflanzt). Das Habitat sind Hochstaudenfluren und Wildheuplanggen in der subalpinen Stufe. Die Blütezeit ist Juli bis August.
Die eigentlichen Blüten sitzen dicht gedrängt in einer walzenförmigen Dolde, welche von langborstigen, stechenden Hüllblättern umgeben ist, die der Pflanze das distelartige Aussehen geben.In der Flora Helvetica sind für die Schweiz 20 Laucharten aufgeführt, von denen der Bärlauch (Allium ursinum) der bekannteste und verbreitetste Lauch ist. Unser Lauch ist eine spät blühende, sehr seltene Art. Er blüht in Sumpfwiesen der Ostschweiz, und zwar am Bodensee und im St. Galler Rheintal. Die Blütezeit ist August bis September, und die Standorte beschränken sich auf tiefe Lagen. Allium suaveolens ist eine mitteleuropäische Art (Deutschland, Österreich, Ungarn, Slowenien etc.), sie ist aber überall selten und steht streng unter Naturschutz. Wegen der späten Blüte sollten die Sumpfwiesen nicht vor Mitte September gemäht werden, damit die Pflanze ausreifen und versamen kann.
Die Blüten duften leicht, die Farbe variiert von weiss bis rosa und lila.
Die Berberitze (auch Sauerdorn genannt) ist die einzige heimische Art aus der Familie der Berberitzengewächse in der Schweiz. Die anderen 3 Arten sind eingebürgert oder verwilderte Kulturpflanzen (Mahonie, Sockenblume). Berberitzengewächse haben ihr Verbreitungszent-rum in den gemässigten Zonen von Nordamerika und Ostasien.
Unsere „Gemeine“ Berberitze ist ein bis 3 Meter hoher sommergrüner Strauch mit meist 3teiligen Dornen. Die Blüten sind hellgelb, in hängenden Trauben angeordnet, die Früchte rote, längliche Beeren. Das Verbreitungsgebiet ist Europa (ohne Skandinavien und Britische Inseln) und Westasien. In der Schweiz kommt die Pflanze in allen Landesgegenden von der kollinen bis zur subalpinen Stufe vor. Sie bevorzugt kalkhaltige Böden, Halbschatten und verträgt auch Trockenheit.
Weil die Berberitze ein Zwischenwirt für einen Getreide-Pilz ist, wurde sie in Europa stellen-weise fast ausgerottet.
Die Pflanze ist in allen Teilen ausser den Früchten giftig. Die roten Beeren werden schon seit langem für Konfitüre verwendetSchon traditionell geht die botanische Reise im November nach Südafrika.
Fast die Hälfte aller Storchschnabelgewächse (Geraniaceae) weltweit kommt aus diesem Land. Die charakteristischen Früchte sind ein unfehlbares Familienmerkmal, sie haben zur Namensgebung der Familie und der Gattungen angeregt: Auf englisch heisst Geranium = Kranichschnabel (crane’s bill), Pelargonium = Storchschnabel (stork’s bill) und Erodium = Reiherschnabel (heron’s bill). So ist die Namensverwirrung zwischen englisch und deutsch zu erklären.
Das eindeutige Unterscheidungsmerkmal zwischen den beiden Gattungen: Geranium weist 5 gleich grosse Blütenblätter auf, beim Pelargonium sind sie unterschiedlich gross (2 + 3).
Die Gattung Pelargonium ist ohne Zweifel Südafrikas grösster Beitrag zur Gartenkultur. Bereits 1689 sammelte ein Herr Hendrik Oldenland in der Gegend von Oudtshoorn Pelargonium zonale (zonale bezieht sich auf das hufeisenförmige dunkle Mal im Blatt). Samen und Stecklinge wurden später nach England geschickt, wo sie kultiviert und weiter gezüchtet wurden. Alle unsere „Geranien“ sind Hybriden verschiedener südafrikanischer Pelargonium-Arten.
Die Verwendung des elastischen Holzes für Langbögen ist allgemein bekannt. Im Mittelalter führte die Verwendung des Holzes für die Waffenproduktion zu einer Übernutzung der Eiben. Erst mit der Einführung der Musketen erholten sich die Bestände.
Ebenso legendär ist die Giftigkeit des Baumes. Ausser dem roten Fruchtfleisch sind alle Teile (Holz, Nadeln, Fruchtkern) sehr giftig. Die Wirkung des Giftes war schon in der Antike bei Griechen, Römern und Kelten bekannt.
In der Barockzeit fand die Eibe eine weitere Verwendung als Heckengehölz in Gärten. Bekannt sind die Schlossgärten von Versailles und Schönbrunn mit Labyrinthen aus Eiben. Unsere Eibe ist die einzige Art der Familie Taxaceae in Europa. Weitere Eibenarten wachsen in Asien und Nordamerika.
In der Schweiz findet man den Baum vor allem in Schluchtwäldern und anderen schattigen Waldstandorten (Verbreitungsschwerpunkt ist die Nord- und Ostschweiz). Der Eiben-Buchenwald ist ein spezieller Waldtyp an steilen Mergelhängen. Die Eibe wird dabei nicht höher als 10 bis 12 Meter und wächst oft mehrstämmig.