Antibiotikaeinsatz bei vorzeitigen Wehen oder bei Blasensprung? (Studie 1)
- r -- Kenyon S, Pike K, Jones DR et al. Childhood outcomes after prescription of antibiotics to pregnant women with spontaneous preterm labour: 7-year follow-up of the ORACLE II trial. Lancet 2008 (11. Oktober); 372: 1319-27 [Link]
- Zusammenfassung:
- Kommentar: Daniel Passweg
- infomed screen Jahrgang 13 (2009)
, Nummer 1
Publikationsdatum: 1. Januar 2009 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Studienziele
Es wird angenommen, dass ein Viertel der Frühgeburten durch intrauterine Infektionen verursacht wird. Gemäss der ORACLE-II-Studie bringen Antibiotika dem Frühgeborenen jedoch keinen Nutzen, sofern (bei vorzeitiger Wehenaktivität) die Fruchtblase nicht gesprungen ist. Weder Mortalität noch Morbidität der frühgeborenen Kinder wurde beeinflusst. Die Frage, ob die intrauterine Antibiotikaexposition zu kindlichen Entwicklungsstörungen führen kann, sollte mit der vorliegenden Folgestudie geklärt werden.
Methoden
Die Kinder von Frauen, die an der ORACLE-II-Studie teilgenommen hatten, wurden im Alter von sieben Jahren untersucht. Mittels eines Fragebogens, den die Eltern ausfüllten, wurde beim Kind nach funktionellen Störungen bezüglich Hören, Sprechen, Motorik, Gefühle und Gedächtnis gesucht. Der in England übliche nationale Test zur Erfassung des Schulerfolgs wurde zur Beurteilung der Lese-, SchreibundRechenfähigkeit verwendet.
Ergebnisse
3’196 Fragebogen konnten ausgewertet werden. Kinder, deren Mütter Erythromycin (Erythrocin® u.a.) erhalten hatten, zeigten häufiger funktionelle Störungen als solche, deren Mütter kein Erythromycin erhalten hatten (658 gegenüber 574; «odds ratio» 1,2). Diese Störungen waren vorwiegend geringfügig.. Die Anwendung von Amoxicillin/Clavulansäure (Augmentin® u.a.) war nicht mit funktionellen Spätstörungen verknüpft. In der Antibiotika- wie in der Placebogruppe traten Todesfälle sowie Verhaltensprobleme gleich häufig auf und die Kinder unterschieden sich hinsichtlich schulischer Leistungen nicht voneinander. Hingegen war die Anwendung von Erythromycin bzw. Amoxicillin/Clavulansäure mit etwas häufigeren zerebralen Paresen assoziiert (OR 2,0 bzw. 1,7).
Schlussfolgerungen
Wird Müttern wegen einer vorzeitigen Wehentätigkeit bei intakten Eihäuten Erythromycin verabreicht, so geht das bei diesen Kindern im Alter von sieben Jahren häufiger mit (leichten) funktionellen Störungen einher. Die Anwendung von Erythromycin und Amoxicillin/Clavulansäure ist mit etwas häufigeren zerebralen Paresen verknüpft
Zusammengefasst von Bettina Wortmann
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