Thyroxin nützt nichts bei subklinischer Hypothyreose

  • m -- Feller M, Snel M, Moutzouri E et al. Association of thyroid hormone therapy with quality of life and thyroid-related symptoms in patients with subclinical hypo-thyroidism. JAMA. 2018 Oct 2;320:1349-59 [Link]
  • Zusammenfassung: Felix Schürch
  • infomed screen Jahrgang 23 (2019) , Nummer 1
    Publikationsdatum: 21. Februar 2019
  • PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)

Warum diese Studie?

In Laboruntersuchungen findet man häufig eine subklinische Hypothyreose (erhöhte Thyreotropin-Werte bei normalem freiem Thyroxin). Für eine Behandlung mit Schilddrüsen­hor­monen in dieser Situation lagen bisher nur widersprüch­li­che Studienresultate und unterschiedliche Richtlinien vor. Die vorliegende Meta-Analyse hatte zum Ziel, dies anhand von Daten aus neuen randomisierten Stu­dien zu überprüfen.

Was hat man gefunden?

Berücksichtigt wurden randomisierte klinische Studien, in de­nen bei nicht-schwangeren Erwachsenen mit subklinischer Hypothyreose eine Therapie mit Schilddrüsenhormonen im Vergleich mit Placebo oder Therapieverzicht untersucht wor­den war. Die Behandlung musste mindestens einen Monat, die Beobachtungszeit drei Monate gedauert haben. 21 Stu­dien mit insgesamt 2192 Erwachsenen entsprachen den Kri­terien. Der Effekt einer Therapie wurde jeweils anhand der allgemeinen Lebensqualität und durch die Veränderung von verschiedenen mit der Schilddrüsenfunktion zusammenhän­genden Symptomen beurteilt. Die Behandlung mit Schild­drüsenhormonen führte zu einer Normalisierung des TSH-Wertes. Lebensqualität, schilddrü­senbedingte Symptome, depressive Symptomatik, Müdigkeit, kognitive Funktionen, Blutdruck oder BMI wurden aber im Vergleich mit einem Be­handlungsverzicht oder Placebo nicht günstiger beein­flusst.

Wie wird es gedeutet?

Eine routinemässige Verordnung von Schilddrüsenhormonen bei Erwachsenen mit subklinischer Hypothyreose wird durch die Ergebnisse dieser Meta-Analyse nicht unterstützt.

Screen-Kommentar

In den letzten Jahren wurde Thyroxin bei einer subkli­nischen Hypothyreose immer häufiger ver­ord­net. Auch ich griff ab und zu zum Rezeptblock, um die­ser oder jener Patientin etwas ge­gen das Übergewicht oder die Müdig­keit anzubieten. Diese Publi­kation zeigt nun, dass keine Wir­kung erwartet werden darf – oder dann höchstens auf dem Niveau eines Placebos. Aller­dings ist in der Studie immer von «Behandlung» und «Ver­bes­serung» die Rede. Bei der Perso­nengruppe im Alter über 60 gibt es naturgemäss Abbau­prozesse über die Jahre hinweg. Sie lassen sich weder «behandeln» noch «verbes­sern». Wir ver­suchen je­doch auf verschiedenste Weise, im Sinne einer «Op­ti­­mie­rung» einzugreifen und sie zu verzö­gern. Wir empfehlen pro­tein­reiche Er­nährung, verab­reichen Vitamin-B12-Injektio­nen oder geben Vit­amin-D3-Trop­fen. Hat da die vorsichtige Unter­stüt­zung mit Schild­drüsen­hormon nicht auch ihren Stel­len­wert? Darauf können weder die bishe­rigen Stu­dien noch die vor­lie­gende Meta-Ana­lyse eine Antwort geben.

Zusammengefasst und kommentiert von Felix Schürch

Standpunkte und Meinungen
  • Es gibt zu diesem Artikel keine Leserkommentare.
infomed-screen 23 -- No. 1
Copyright © 2024 Infomed-Verlags-AG
Thyroxin nützt nichts bei subklinischer Hypothyreose ( 2019)