• Neuroleptika können Brustkrebsrisiko erhöhen
  • Verfasst von:
  • Datum: 30. Dezember 2021

Neuroleptika hemmen dopaminerge D2-Rezeptoren, was mit einer Zunahme des Prolaktinspiegels verbunden sein kann. Prolaktin wiederum aktiviert Gene, die bei der Entstehung von Brustkrebs eine Rolle spielen.
In einer retrospektiven Studie, die über eine halbe Million Frauen umfasste, wurde untersucht, ob Neuroleptika brustkrebsfördernd wirken. Es zeigte sich, dass mit Neuroleptika behandelte Frauen einem signifikant höheren Brustkrebsrisiko ausgesetzt waren als diejenigen der Kontrollgruppe, deren psychopharmakologische Therapie aus Antiepileptika oder Lithium bestanden hatte; die bereinigte «Hazard Ratio» betrug 1,35 (1,14–1,61). Das erhöhte Risiko fand sich vor allem bei Neuroleptika, bei denen der Prolaktinanstieg deutlich ist (z.B. Risperidon [Risperdal® u.a.]) oder mittelgradig (z.B. Olanzapin [Zyprexa® u.a.]); derweil verändern Substanzen, bei denen der Prolaktinspiegel nur wenig zunimmt (z.B. Clozapin [Leponex® u.a.], Quetiapin [Seroquel® u.a.]), das Brustkrebsrisiko nicht signifikant.

Kurzform der Studie aus dem «Journal of Clinical Psychopharmacology»: Risk of Breast Cancer With Prolactin Elevating Antipsychotic Drugs

  • Erhöhtes Infektionsrisiko durch intravenöses Eisen?
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 23. Dezember 2021

In einer systematischen Übersicht wurde mit Daten aus 64 randomisierten Studien untersucht, ob intravenös verabreichtes Eisen das Infektionsrisiko beeinflusst. Als Kontrolle dienten Leute, die das Eisen oral oder die kein Eisen eingenommen hatten. Für die intravenöse Eisenbehandlung berechnete man ein signifikant höheres Infektionsrisiko, mit einer Zunahme des relativen Risikos um den Faktor 1,17 (1,04–1,31). Soweit angegeben, war die Lunge das am häufigsten von einer Infektion betroffene Organ.

Volltext der Studie aus «JAMA Network Open»: Risk of Infection Associated With Administration of Intravenous Iron

  • Plättchenreiches Plasma fällt gänzlich durch
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 15. Dezember 2021

In der Zeitschrift JAMA sind drei Studien erschienen, die sich mit der Anwendung von plättchreichem Plasma befasst und alle ein negatives Ergebnis geliefert hatten.
In der ersten Studie erhielten 240 Personen mit einer ansatzfernen Tendinopathie der Achillessehne eine einmalige Injektion von plättchenreichem Plasma in die Sehne oder eine Scheininjektion; nach 6 Monaten fand man in beiden Gruppen bezüglich Schmerzen und körperlichen Einschränkungen keinen signifikanten Unterschied.
In der zweiten Studie behandelte man 100 Personen mit einer Arthrose des oberen Sprunggelenks mit zwei intraartikulären Injektionen von plättchenreichem Plasma oder Placebo im Abstand von 6 Wochen. Nach 26 Wochen hatten sich Schmerzen und Funktionsfähigkeit in beiden Gruppen gleichermassen verändert.
Für die dritte Studie stellten sich 288 Personen mit einer medialen Gonarthrose zur Verfügung. Ihnen verabreichte man wöchentlich drei intraartikuläre Injektionen mit plättchenreichem Plasma oder Placebo. Nach 12 Monaten war die Wirkung von plättchenreichem Plasma auf die Symptome und auf das Knorpelvolumen nicht besser als bei Placebo.

Kurzformen der Studien: (1) Effect of Platelet-Rich Plasma Injection vs Sham Injection on Tendon Dysfunction in Patients With Chronic Midportion Achilles Tendinopathy (2) Platelet-Rich Plasma Injections vs Placebo on Ankle Symptoms and Function in Patients With Ankle Osteoarthritis (3) Effect of Intra-articular Platelet-Rich Plasma vs Placebo Injection on Pain and Medial Tibial Cartilage Volume in Patients With Knee Osteoarthritis

«pharma-kritik»-Text (nur mit Abonnement/Passwort zugänglich): Plättchenreiches Plasma

  • Leberschäden durch Garcinia cambogia
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 7. Dezember 2021

Extrakte von Garcinia cambogia, der Malabar-Tamarinde, sollen dank der darin enthaltenen Hydroxyzitronensäure appetithemmend wirken und das Abnehmen unterstützen; oft sind sie mit Grüntee kombiniert.
Eine Analyse des amerikanischen «Drug Induced Liver Injury Network» lässt aber annehmen, dass Garcinia cambogia Leberschäden verursachen kann. Es sind 22 Fälle eines Leberschadens bekannt, die in Zusammenhang mit Garcinia cambogia stehen; in 5 Fällen war Garcinia cambogia allein verwendet worden, in 17 Fällen als Kombination mit Grüntee- oder Schlafbeeren-Extrakt. Bei 17 Betroffenen wurde ein Kausalzusammenhang als definitiv oder als sehr wahrscheinlich eingestuft. Eine Prädisposition gegenüber einem Leberschaden, wie er durch Garcinia cambogia (und auch andere pflanzliche Präparate) verursacht wird, scheint das Vorhandensein des HLA-B*35:01-Allels zu sein.

Kurzform der Analyse aus «Clinical Gastroenterology and Hepatology»: Garcinia cambogia, Either Alone or in Combination With Green Tea, Causes Moderate to Severe Liver Injury

  • Laktobazillen: Kein Schutz gegen beatmungsassoziierte Pneumonie
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 2. Dezember 2021

In einer randomisierten Studie verabreichte man 2650 Patienten und Patientinnen, die auf der Intensivstation behandelt und mechanisch beatmet wurden, während durchschnittlich neun Tagen ein Probiotikum mit Lactobacillus rhamnosus oder Placebo. Primärer Endpunkt war die Anzahl der Personen, bei denen eine beatmungsassoziierte Pneumonie auftrat. Dieser Prozentsatz war in beiden Gruppen fast gleich hoch bzw. ohne signifikanten Unterschied: beim Probiotikum betrug er 21,9%, beim Placebo 21,3%.

Kurzform der Studie aus dem JAMA: Effect of Probiotics on Incident Ventilator-Associated Pneumonia in Critically Ill Patients