Domperidon: mögliche Gefahr für das Herz

Wie wir schon wiederholt berichtet haben, kann Domperidon (Motilium® u.a.) zu einer Verlängerung des QT-Intervalls, Kammerarrhythmien und zu einem plötzlichen Herztod führen. Mit einer systematischen Suche in meh-reren Datenbanken wurde nun versucht, das entsprechende Risiko zu beziffern. Sechs Fall-Kontroll-Studien, eine Fall-Crossover-Studie und eine Kohortenstudie erfüllten die qualitativen Anforderungen für eine Risikobeurteilung. An diesen Studien waren insgesamt mehr als 480'000 vorwiegend ältere Patientinnen und Patienten beteiligt. Die Personen in den Vergleichsgruppen erhiel-ten entweder kein Domperidon («non-use») oder Metoclopramid (Paspertin®, Primperan®) oder einen Protonen-pumpenhemmer. Nur Personen, die eine Domperidon-Tagesdosis von wenigstens 30 mg erhielten, wurden berücksichtigt. Da in den analysierten Studien teilweise dieselben Fälle berücksichtigt wurden, wurden diese identifiziert, damit sie nicht doppelt zählten. Der End-punkt der Meta-Analyse war ein plötzlicher Herztod oder eine Kammerarrhythmie. Dieser wurde unter Domperidon im Vergleich mit «non-use» signifikant häufiger er-reicht; die entsprechende «Odds Ratio» betrug 1,69 (95%-Vertrauensintervall 1,46-1,95). Der Vergleich mit den erwähnten aktiven Substanzen ergab kein schlüssiges Resultat. Die Studienverantwortlichen empfehlen, Unter-suchungen bei jüngeren Leuten und mit aktiven Vergleichssubstanzen durchzuführen.

Da in der Praxis doch gelegentlich ein Antiemetikum gefragt ist, wäre es tatsächlich nützlich, über gute Vergleichsdaten zu Domperidon und Metoclopramid zu verfügen. Auch die (wahrscheinliche) Dosisabhängigkeit sollte besser dokumentiert werden.

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Domperidon: mögliche Gefahr für das Herz (3. April 2021)
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pharma-kritik, 42/No. 6
PK1136
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