Keine Pneumokokkenimpfung für ältere Leute
- Autor(en): Etzel Gysling
- pharma-kritik-Jahrgang 32
, Nummer 12, PK802
Redaktionsschluss: 21. März 2011
DOI: https://doi.org/10.37667/pk.2010.802 - PDF-Download der Printversion dieser pharma-kritik Nummer
Auf Grund einer Empfehlung des «Joint Committee on Vaccination and Immunisation» (JCVI) wurde in Grossbritannien seit 2003 allen Personen im Alter über 65 zu einer Impfung mit dem (auch in der Schweiz verwendeten) 23-valenten Pneumokokken-Polysaccharidimpfstoff (PPV23, Pneumovax-23®) geraten. Obwohl dieser Ratschlag in den letzten Jahren häufig befolgt wurde, konnte keine nennenswerte Abnahme invasiver Pneumokokken-Infekte in dieser Altersgruppe beobachtet werden. Nur solche Infekte, die von einem Serotyp verursacht waren, die in der (bei Kindern verabreichten) 7-valenten Vakzine (Prevenar®) berücksichtigt sind, nahmen ab. Es wird erwartet, dass sich die Einführung des 13-valenten Impfstoffs (Prevenar® 13, anstelle des 7-valenten) bei Kindern vorteilhaft auf die Herdimmunität auswirkt und deshalb invasive Pneumokokken-Infekte auch bei älteren Leuten abnehmen werden.
Epidemiologische Daten aus England und Wales bestätigen die Erfahrungen aus anderen Ländern, dass der 23-valente Impfstoff bei Personen über 65 wenig wirksam ist und die Wirkung kaum über 5 Jahre anhält; eine Revakzination mit diesem Impfstoff scheint jedoch die Immunantwort nicht zu verbessern. Für die 13-valente Vakzine liegen zur Zeit keine genügenden Daten vor, wonach sie älteren Leuten einen Nutzen bringen würde. Auf der Basis dieser Erkenntnisse rät das JCVI jetzt von einer Routine-Pneumokokkenimpfung bei älteren Leuten ab. Kinder und Erwachsene mit Risikofaktoren (insbesondere Asplenie, chronische repiratorische Erkrankungen) können weiterhin mit dem 23-valenten Impfstoff geimpft werden, obwohl auch hier die vorhandene Evidenz nicht restlos überzeugt.(1)
Kommentar
Endlich hat sich eine Behörde entschlossen, die nutzlose Pneumokokkenimpfung aus dem Impfprogramm für ältere Leute zu streichen. Wir haben ja in unserer Zeitschrift mehrfach darauf hingewiesen, dass der Nutzen des 23-valenten Polysaccharid-Impfstoffs ungenügend belegt ist.(2,3) Man muss sich schon fragen, welche Art von Interessenkonflikten vorhanden sind, dass unnütze Optionen weiterhin in offiziellen Impfempfehlungen figurieren dürfen.
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