Zunehmend Probleme mit Clostridien (Studie 2)
- Zusammenfassung:
- Kommentar: Hugo Sax
- infomed screen Jahrgang 9 (2005)
, Nummer 7
Publikationsdatum: 1. Juli 2005 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Ein kanadisches Spital analysierte retrospektiv alle mit Clostridium difficile assoziierten Durchfall-Erkrankungen der Jahre 1991 bis 2004, die mit Metronidazol behandelt wurden. Bis im Jahr 2002 wurde bei etwa 10% der Behandelten sekundär Vancomycin (Vancocin®) per os eingesetzt. In den Jahren 2003 und 2004 schnellte der Vancomycin-Einsatz auf 26% hoch. Die Wahrscheinlichkeit eines Rezidivs verdoppelte sich ebenfalls (von 21% auf 47%). Als mögliche Gründe werden genannt: 1. Verzerrung durch häufigeres Erfassen von Therapieversagen wegen erhöhter Aufmerksamkeit im Rahmen der Clostridium-difficile-Epidemie. 2. Resistenzprobleme. 3. Zunahme der Virulenz. 4. Häufigere Reexposition wegen grösserer Zahl Infizierter in den Spitälern.
Beide Studien zusammengefasst von Franz Marty
Die beiden Publikationen zeugen von der in den letzten Jahren dramatisch zunehmenden Rate von pseudomembranöser Kolitis auf dem nordamerikanischen Kontinent. Gleichzeitig nimmt gemäss diesen Studien das Risiko für ein Therapieversagen unter Metronidazol zu. Es stellt sich nun unter anderem die Frage, ob das häufigere Therapieversagen aufgrund einer Antibiotikaresistenz oder geringerer Stuhlkonzentration im Zusammenhang mit Metronidazol zustande kommt. Obwohl darüber diskutiert wird, sind diese retrospektiven Studien nicht darauf ausgelegt, die Wirksamkeit von Vancomycin mit der von Metronidazol zu vergleichen.
In Europa und in der Schweiz gibt es bisher keine offiziellen Daten zur Inzidenz von pseudomembranöser Kolitis, geschweige denn zu Komplikationen und Therapieversagen. Es wäre jedoch an der Zeit, die Entwicklung aufmerksam − und möglichst auch systematisch − zu verfolgen. Ein Überspringen der amerikanischen Epidemie auf Europa ist in naher Zukunft ohne Gegenmassnahmen nämlich sehr wahrscheinlich. Dagegen sind zwei Abwehrmassnahmen wichtig: erstens das Einschränken des Antibiotikaverbrauchs und zweitens das Verstärken der präventiven Allgemeinmassnahmen gegen die Keimübertragung wie Händehygiene und Sauberkeit in den Spitälern und anderen Institutionen des Gesundheitswesens.
Hugo Sax
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