Hüft-Ultraschall bei allen Neugeborenen?
- Zusammenfassung: Anne Witschi
- Kommentar: Hans-Ulrich Bucher
- infomed screen Jahrgang 9 (2005)
, Nummer 8
Publikationsdatum: 1. August 2005 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Studienziele
Mit Hüftdysplasie ist ein Missverhältnis zwischen Hüftkopf und Hüftpfanne gemeint, das unbehandelt zur Schädigung des Hüftgelenks führen kann. Durch die frühe Erkennung und Behandlung können Spätfolgen verhindert werden. Die Hüftsonographie beim Neugeborenen ist als Screeningmethode in Deutschland und in der Schweiz etabliert, nicht aber in den skandinavischen oder angelsächsischen Ländern. In der vorliegenden Übersichtsarbeit wird versucht, offene Fragen bezüglich des Nutzens des Ultraschall-Screenings zu beantworten.
Methoden
In die Untersuchung eingeschlossen wurden Studien, welche die Hüftsonographie in einer unselektionierten Gruppe von Neugeborenen jeweils mit einer anderen Screeningmethode verglichen hatten. Als Endpunkte berücksichtigt wurden die Häufigkeit von behandlungsbedürftigen Hüftdysplasien, die Häufigkeit von chirurgischen und nichtchirurgischen Behandlungen sowie die Häufigkeit verpasster Diagnosen.
Ergebnisse
Zehn Studien wurden in die Auswertung einbezogen. Alle wiesen methodische Schwächen auf wie fehlende Verblindung bei der Endpunkt-Untersuchung. In einer einzigen Studie wurde die diagnostische Präzision der Hüftsonographie bestimmt. Als Referenz diente eine Kontrolluntersuchung im Alter von 8 Monaten. In dieser Studie betrug die Sensitivität 89%, die Spezifität 97% und damit der positive prädiktive Wert 62% und der negative prädiktive Wert 99%. Die anderen Studien zeigten teilweise, dass durch das Ultraschall- Screening Hüftdysplasien schneller diagnostiziert und häufiger behandelt werden. In einzelnen Studien wurden auch eine kürzere Therapiedauer und weniger stationäre und chirurgische Behandlungen nach Hüftsonographie beobachtet.
Schlussfolgerungen
Da die existierenden Studien methodische Schwächen aufweisen, konnte die Übersichtsarbeit die Frage nach dem Nutzen des Ultraschallscreenings bei Neugeborenen nicht abschliessend klären.
Zusammengefasst von Anne Witschi
Die Bilanz dieser Übersicht über 10 aus 188 ausgewählten Arbeiten ist ernüchternd: Die Überlegenheit eines generellen Ultraschall-Screenings gegenüber einer mehrmaligen klinischen Untersuchung der Hüften bei Neugeborenen ist nicht erwiesen. In einigen Ländern (Österreich, Deutschland, Schweiz) werden jedoch bereits alle Neugeborenenhüften mit Ultraschall untersucht, in anderen (Grossbritannien, Skandinavien, USA) nicht. Eine ungelöste Frage ist der optimale Zeitpunkt für eine Ultraschall-Untersuchung. Je unreifer eine Hüfte ist, desto unsicherer ist die Ultraschalldiagnose. Demgegenüber ist eine frühzeitige Behandlung erfolgreicher als eine späte. Die Lösung liegt wohl in einer Kombination von mehrmaliger klinischer Untersuchung und einer einmaligen Hüftultraschall- Untersuchung. Diese sollte bei einer familiären Belastung oder anderen Risiken wie Beckenendlage im ersten Lebensmonat erfolgen, sonst mit 3 Monaten.
Hans Ulrich Bucher
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