Antibiotika bei Meningokokken- Verdacht?
- Zusammenfassung:
- Kommentar: David Nadal
- infomed screen Jahrgang 10 (2006)
, Nummer 8
Publikationsdatum: 1. August 2006 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
In dieser Meta-Analyse wurden 14 Beobachtungsstudien zusammengefasst, welche den Nutzen einer Antibiotika- Behandlung vor Spitaleintritt bei Meningokokkenerkrankungen untersucht hatten. Fünf Studien zeigten insgesamt eine verminderte Mortalität für Personen, die vor Spitaleintritt orale Antibiotika erhalten hatten (RR 0,17; 95%-CI 0,07 – 0,44). Die 12 Studien, in denen Angaben zu intravenös verabreichten Antibiotika gemacht wurden, zeigten widersprüchliche Resultate. In acht Studien war die Mortalität kleiner (aber nur in einer Studie signifikant), in vier Studien waren Todesfälle nach Behandlung häufiger. Ein Teil dieser Heterogenität konnte erklärt werden durch unterschiedliche Anteile derjenigen, die in den verschiedenen Studien die Behandlung erhalten hatten. Je mehr Kranke schon ambulant eine intravenöse Antibiotikatherapie erhielten, desto günstiger erschien der Einfluss auf die Mortalität. Die Studienverantwortlichen vermuten, dass unterschiedliche Schweregrade der Krankheit sowohl den vermeintlich positiven Effekt einer oralen Antibiotikabgabe wie auch den negativen einer intravenösen Antibiotikagabe vor Spitaleintritt erklären.
Beide Studien zusammengefasst von Bettina Wortmann
Sollen Grundversorger Kindern mit Verdacht auf Meningokokken- Infektion vor Einweisung ins Spital parenteral Antibiotika verabreichen? Weder die aktuelle retrospektive Studie noch die Metaanalyse im British Medical Journal beantworten diese, wegen des potentiell fulminanten Verlaufs invasiver Meningokokken-Infektionen berechtigte Frage. Sie wäre nur mittels einer prospektiven, randomisierten Studie mit Erfassung des «Glasgow Meningococcal Septicaemia Prognostic Score » bei Stellung der Verdachtsdiagnose (also vor einer allfälligen Antibiotika-Gabe) zu beantworten. Eine solche Studie wird wegen der vorhersehbaren Schwierigkeiten in Logistik und Ethik kaum durchzuführen sein. Wie sollen wir uns also verhalten? Meine Ansicht: Zuerst unbedingt Atmung und Kreislauf für den Transport des Patienten in die Klinik und im Hinblick auf eine allfällig notwendige Reanimation sichern, bevor Antibiotika verabreicht werden. Molekularbiologisch kann heute die Diagnose trotzdem gesichert werden.
David Nadal
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