Serotonin-Wiederaufnahmehemmer in der Schwangerschaft problematisch
- Zusammenfassung: Nicole Bender
- Kommentar: Etzel Gysling
- infomed screen Jahrgang 10 (2006)
, Nummer 5
Publikationsdatum: 1. Mai 2006 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Studienziele
Es gibt Hinweise, dass die Einnahme von selektiven Serotonin- Wiederaufnahmehemmern (SSRI) während der Spätschwangerschaft beim Neugeborenen zu einer persistierenden pulmonalen Hypertonie, einer schweren Störung beim Übergang vom fetalen zum neonatalen Kreislauf führen kann. In der vorliegenden Fall-Kontrollstudie wurde untersucht, ob eine SSRI-Exposition in der zweiten Schwangerschaftshälfte mit einem erhöhten Risiko für eine pulmonale Hypertonie beim Neugeborenen einhergeht.
Methoden
377 Mütter von Säuglingen mit einer pulmonalen Hypertonie und 836 Frauen, deren Kinder keine pulmonale Hypertonie hatten, nahmen an dieser amerikanischen Studie teil. Die Mütter wurden durch Pflegepersonal zur Anwendung von Medikamenten in der Schwangerschaft befragt; im weiteren wurden demographische Variablen und die Krankengeschichte erhoben. Weder dem Pflegepersonal noch den Müttern war die Studienhypothese bekannt. Mögliche Verzerrungsfaktoren wurden in der Analyse berücksichtigt.
Ergebnisse
14 Kinder mit und 6 Kinder ohne pulmonale Hypertonie waren nach der 20. Schwangerschaftswoche einem SSRI exponiert. Das Risiko einer pulmonalen Hypertonie bei Einnahme von SSRI nach der zwanzigsten Schwangerschaftswoche war damit erhöht (Odds Ratio 6,1; 95%-CI 2,2–16,8). Nicht erhöht war das Risiko bei Einnahme von SSRI vor der 20. Schwangerschaftswoche beziehungsweise bei Einnahme von anderen Antidepressiva zu irgendeinem Zeitpunkt der Schwangerschaft.
Schlussfolgerungen
Die Resultate zeigen einen Zusammenhang zwischen der Einnahme von SSRI in der zweiten Schwangerschaftshälfte und einer pulmonalen Hypertonie beim Neugeborenen, wobei die Studienanlage eine kausale Verknüpfung nicht zulässt. Der Zusammenhang muss daher weiter abgeklärt werden. Bis zum Vorliegen weiterer Resultate sollte die fortgesetzte Gabe von SSRI in der Schwangerschaft vorsichtig abgewogen werden.
Zusammengefasst von Nicole Bender
Es ist noch nicht so lange her, dass beim Säugling oder Kleinkind kaum Probleme bekannt waren, die mit der Einnahme von Serotonin-Wiederaufnahmehemmern während der Schwangerschaft in Zusammenhang gebracht werden konnten. Jetzt hat sich das Blatt gewendet: Wahrscheinlich sind diese Arzneimittel doch vereinzelt für eine persistierende pulmonale Hypertonie, für kardiovaskuläre Missbildungen und andere teratogene Wirkungen und auch für Entzugssymptome bei Neugeborenen verantwortlich. So sollte man im Interesse des Kindes alles daran setzen, eine Depression in der Schwangerschaft nach Möglichkeit ohne Antidepressiva zu behandeln.
Etzel Gysling
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