Zervixkarzinom: Zirkumzision senkt, Pille erhöht Risiko (Studie 2)

  • f -- Moreno V, Bosch FX, Munoz N et al. Effect of oral contraceptives on risk of cervical cancer in women with human papillomavirus infection: the IARC multicentric case-control study. Lancet 2002 (30. März); 359: 1085-92 [Link]
  • Kommentar: Edward Wight
  • infomed screen Jahrgang 6 (2002) , Nummer 7
    Publikationsdatum: 1. Juli 2002
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Studienziele
Ob orale Kontrazeptiva das Risiko für ein Zervixkarzinom erhöhen, ist umstritten. Mit dieser Analyse sollte die Hypothese geprüft werden, dass dies zumindest dann der Fall ist, wenn eine Infektion mit humanen Papillomaviren (HPV) vorliegt.

Methoden
Die Daten von 10 Fall-Kontroll-Studien aus Spanien, Marokko, Südamerika und Südostasien wurden analysiert. Die Fälle waren Frauen mit einem neu diagnostizierten Zervixkarzinom (invasiv: 8 Studien, in situ: 2 Studien). Als Kontrollen dienten gleichaltrige Frauen aus der Bevölkerung oder aus dem gleichen Spital. Frauen mit einem positiven Polymerase- Ketten-Reaktions-Nachweis für ein beliebiges HPV wurden in die Analyse eingeschlossen. Untersucht wurde, ob das Risiko für ein Zervixkarzinom von der früheren Einnahme von oralen Kontrazeptiva abhängig sei.

Ergebnisse
Die Prävalenz einer HPV-Infektion betrug durchschnittlich 90% bei den Frauen mit Zervixkarzinom und 13% bei den Frauen ohne Karzinom. Die Daten von 1'676 Frauen mit Zervixkarzinom (invasiv: 1'465, in situ: 211) und von 255 Frauen ohne Zervixkarzinom wurden analysiert. In beiden Gruppen hatten je 36% der Frauen orale Kontrazeptiva eingenommen. Wenn Alter und Bildungsstand sowie die Zahl der Geburten, der Geschlechtspartner und der Zervixabstriche berücksichtigt wurden, fand sich ein signifikant höheres Zervixkarzinom-Risiko für Frauen, die mehr als 5 Jahre orale Kontrazeptiva eingenommen hatten: Gegenüber denjenigen, die nie Kontrazeptiva eingenommen hatten, betrug die «Odds Ratio» nach 5 bis 9 Jahren 2,8, nach 10 oder mehr Jahren 4,0.

Schlussfolgerungen
Bei Frauen mit positivem HPV-Nachweis ist eine mehrjährige Behandlung mit hormonellen Kontrazeptiva mit einem erhöhten Risiko für ein Zervixkarzinom assoziiert. (BW)

Trotz vermeintlich unterschiedlicher Thematik bestätigen beide Artikel, dass das Zervixkarzinom eine direkte Folge einer persistierenden Infektion mit einem onkogenen Typ des HPV ist. So führen die 3,5fach erhöhte HPV-Expositionsrate der Frau beim Geschlechtsverkehr mit nicht-zirkumzidierten Männern einerseits und die Verminderung der lokalen Immunabwehr durch die Hormone der Pille andererseits – ähnlich wie ein Chlamydien- oder HIV-Infekt, Nikotinabusus oder eine medikamentöse Immunsuppression – zu einer höheren Zahl von HPV-induzierten Zervixkarzinomen. Der Nachweis, dass die längerfristige Einnahme der Pille bei HPV-positiven Frauen die Entstehung eines Zervixkarzinoms begünstigt, droht dabei den protektiven Effekt der Ovulationshemmer betreffend das Ovarial- und das Endometriumkarzinom vergessen zu lassen und ist ausserdem von gesundheitspolitischer Brisanz; dies insbesondere deshalb, da das Zervixkarzinom gerade in Ländern verbreitet ist, die dringend einer zuverlässigen Geburtenkontrolle bedürften, in denen aber die Pille aus kirchlich-religiösen Gründen eine nicht uneingeschränkte Akzeptanz hat. Es bleibt zu hoffen, dass in Zukunft die HPV-Impfung diesen Konflikt zumindest auf medizinisch-rationaler Ebene wird lösen können.

Edward Wight

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Zervixkarzinom: Zirkumzision senkt, Pille erhöht Risiko (Studie 2) ( 2002)