Keine Langzeitkomplikationen nach Nieren-Lebendspende
- k -- Ibrahim HN, Foley R, Tan L et al. Long-term consequences of kidney donation. N Engl J Med 2009 (29. Januar); 360: 459-69 [Link]
- Zusammenfassung: Sabin Allemann
- Kommentar: Hanspeter Marti
- infomed screen Jahrgang 13 (2009)
, Nummer 3
Publikationsdatum: 1. Mai 2009 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Studienziele
Für an einer terminalen Niereninsuffizienz erkrankte Personen stellt die Nierentransplantation mittels Lebendspende die beste Therapieoption dar. Über allfällige Langzeitkomplikationen bei Personen, welche sich für eine solche Spende zur Verfügung stellen, ist bis jetzt kaum etwas bekannt. Mit dieser grossangelegten Studie sollte das Risiko für Langzeitkomplikationen abgeschätzt werden.
Methoden
Alle 3’698 Personen, die von 1963 bis 2007 an der Universität von Minnesota eine Niere gespendet hatten, wurden in die Untersuchung einbezogen. Ihr Risiko zu sterben oder eine terminale Niereninsuffizienz zu entwickeln, wurde mit den entsprechenden Zahlen für die Allgemeinbevölkerung verglichen. Von allen Betroffenen, welche 2003 noch am Leben waren, wurden 255 zufällig ausgewählt. Bei diesen wurden zusätzlich die glomeruläre Filtrationsrate (GFR), die Albuminausscheidung im Urin, das Auftreten von Hypertonie sowie Daten zur Lebensqualität erfasst.
Resultate
Per Ende Dezember 2007 waren 268 aller Spenderinnen und Spender gestorben, für 26 waren keine Angaben erhältlich. Die Sterblichkeit schien vergleichbar mit derjenigen der Allgemeinbevölkerung, konnte aber aufgrund inkompletter Angaben auf den verwendeten Sterbetabellen statistisch nicht vollständig ausgewertet werden. Elf Personen waren seit der Nierenspende an einer terminalen Niereninsuffizienz erkrankt. Diese trat im Durchschnitt nach 23 Jahren auf, was einer Rate von 180 pro 1 Million Personen pro Jahr entspricht (Allgemeinbevölkerung: 268 pro 1 Million Personen pro Jahr). Das Risiko, längerfristig eine verringerte GFR oder einen erhöhten Blutdruck zu entwickeln, war bei Älteren, Übergewichtigen und Frauen höher. Allerdings waren diese Werte und auch die Lebensqualität nach einer Nierenspende im Schnitt besser als bei vergleichbaren Personen aus der Allgemeinbevölkerung.
Schlussfolgerungen
Die Langzeitprognose für Personen, die eine Niere gespendet haben, scheint nicht schlechter zu sein als die Prognose vergleichbarer Personen aus der Allgemeinbevölkerung. Die meisten dieser Personen weisen nebst einer gut erhaltenen Nierenfunktion auch eine hervorragende Lebensqualität auf.
Zusammengefasst von Sabin Allemann
Die Lebendspende, möglichst vor Erreichen des Dialysestadiums des Empfängers durchgeführt, stellt auf Grund der guten Resultate und auch des Organmangels die bevorzugte Modalität der Nierentransplantation dar. Die Sicherheit der Personen, die eine Niere spenden, ist dabei ein zentrales Anliegen. Die retrospektive Langzeituntersuchung von Ibrahim et al. weist nach, dass unter der Voraussetzung einer sorgfältigen Auswahl der Spendewilligen die Nierenspende ein sicheres Verfahren darstellt. Ältere und übergewichtige Personen müssen aber mit einem etwas erhöhten Risiko von Komplikationen, wie der Entwicklung einer Nierensuffizienz oder einer Hypertonie, rechnen. In der Schweiz werden alle Nierenspender seit 1993 im Schweizer-Organ-Lebendspender-Gesundheits-Register (SOL-DHR) erfasst, in welchem allfällige Komplikationen registriert werden. Die Sicherheit der Lebendspende wird auch durch unser Register bestätigt.
Hans-Peter Marti und Franz Immer
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