Viele negative Koronarangiographien!

  • a -- Patel MR, Peterson ED, Dai D et al. Low diagnostic yield of elective coronary angiography. N Engl J Med 2010 (11. März); 362: 886-95 [Link]
  • Zusammenfassung: Anne Witschi
  • infomed screen Jahrgang 14 (2010) , Nummer 3
    Publikationsdatum: 1. Mai 2010
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Obwohl die amerikanischen Richtlinien zur Abklärung einer koronaren Herzkrankheit (KHK) nur dann eine Koronarangiographie vorsehen, wenn ein positiver Belastungstest vorliegt oder ein hohes Risiko für eine koronare Herzkrankheit besteht, werden in den USA zunehmend elektive Herzkatheteruntersuchungen auch bei Personen mit niedrigem Risiko für eine KHK durchgeführt. Mit der vorliegenden Studie soll der Stellenwert der Koronarangiographie bei diesem Kollektiv überprüft werden. Aus einem nationalen Register, das Koronarangiographien aus mehr als 800 amerikanischen Herzkatheterlabors erfasst, wurden die Daten von 398'978 Personen analysiert, die sich ohne vorbestehende Herzkrankheit einer elektiven Herzkatheteruntersuchung unterzogen hatten.

Nur bei 38% der Betroffenen wurde eine obstruktive Koronarangiopathie gefunden. Als solche galt eine Verengung der linken Kranzarterie um mindestens 50% und/oder eine Stenose von mindestens 70% in einem grösseren epikardialen Gefäss. 39% der Untersuchten hatten gar völlig unauffällige Koronargefässe. Erwartungsgemäss hatten Personen mit typischen Beschwerden häufiger einen angiographischen Befund als asymptomatische Personen oder solche mit atypischen Beschwerden. Auch die klassischen Risikofaktoren – männliches Geschlecht, höheres Alter, Diabetes mellitus, Rauchen, Bluthochdruck u.a. – prädisponierten für nachweisbare Koronarstenosen. Ein positives Ergebnis nichtinvasiver kardialer Untersuchungen korrelierte ebenfalls mit einer pathologischen Herzkatheteruntersuchung – deren Voraussagekraft war aber deutlich weniger stark als diejenige der klinischen Risikofaktoren.

Das «American College of Cardiology» definierte Richtlinien, nach welchen entschieden werden soll, ob eine Herzkatheteruntersuchung notwendig ist oder nicht. Auch bei positiven Resultaten vorgängiger nicht-invasiver Abklärungen wurden im Rahmen der vorliegenden Studie nur bei 41% der Angiographien tatsächlich relevante Koronarstenosen gefunden. Dementsprechend verlangen die Studienverantwortlichen eine Überarbeitung der Entscheidungskriterien für oder wider eine Koronarangiographie. Leider bleibt unklar, wie gut die bisherigen Richtlinien eingehalten werden. Die Erarbeitung besserer Abklärungsalgorithmen ist das Eine, wie gut diese dann jedoch befolgt werden, ist eine ganz andere Geschichte.

Zusammengefasst von Anne Witschi

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infomed-screen 14 -- No. 3
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Viele negative Koronarangiographien! ( 2010)