Acetylsalicylsäure: Risikofaktor für altersbedingte Makuladegeneration?

  • k -- Klein BEK, Howard KP, Gangnon RE et al. Long-term use of aspirin and age-related macular degeneration. JAMA 2012 (19. Dezember); 308: 2469-78 [Link]
  • Zusammenfassung:
  • Kommentar: Etzel Gysling
  • infomed screen Jahrgang 17 (2013) , Nummer 2
    Publikationsdatum: 18. April 2013
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Studienziele

Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin®) wird in den USA aufgrund von Schätzungen von bis zu 19% der erwachsenen Bevölkerung regelmässig eingenommen, und der Gebrauch nimmt mit steigendem Alter zu. Auch die altersbedingte Makuladegeneration (AMD) ist mit zunehmendem Alter häufiger. Ein Zusammenhang zwischen der regelmässigen Einnahme von ASS und der AMD wird vermutet, konnte aber bisher nicht sicher nachgewiesen werden.

Methoden

In der «Beaver Dam Study» wurden 1987 und 1988 durch eine private Erhebung alle für die Untersuchung geeigneten Personen von Beaver Dam (USA) rekrutiert. Nach einer ersten Untersuchung und einer fotografischen Dokumentation des Augenhintergrunds wurden sie während 20 Jahren alle fünf Jahre nachkontrolliert. Alle Teilnehmenden wurden bei jeder Untersuchung nach der Menge und der Häufigkeit der Einnahme von ASS, von weiteren Medikamenten, Alkoholkonsum und dem Vorliegen einer arteriellen Hypertonie oder eines Diabetes mellitus befragt. Primärer Endpunkt war in jedem Zeitpunkt die Inzidenz einer AMD zum jeweiligen Untersuchungszeitpunkt.

Ergebnisse

Von 5'924 für die Studie geeigneten Personen nahmen 4'926 (83%, davon 56% Frauen, Alter 43 bis 86 Jahre) an der Basisuntersuchung von 1988 bis 1990 teil. Die Kohorte wurde nach 5, 10, 15 und 20 Jahren erneut untersucht. An jeder Kontrolle nahmen über 80% der Überlebenden teil. Während einer durchschnittlichen Beobachtungszeit von 14,8 Jahren wurde – gemessen am Zeitpunkt des Auftretens – bei 517 Personen eine frühe AMD und bei 117 eine späte AMD diagnostiziert. Eine regelmässige ASS-Einnahme zehn Jahre vor der Untersuchung war signifikant mit dem Auftreten einer späten AMD assoziiert (Hazard Ratio HR 1,63; 95%-CI 1,01-2,63). Die Inzidenz betrug für Personen mit regelmässiger ASS-Einnahme 1,76% und für solche ohne ASS 1,03%. Nur die exsudative bzw. neovaskuläre Form der AMD (knapp 20% der AMD) war signifikant häufiger (HR 2,20), die nicht-exsudative bzw. trockene Form nicht. Die Inzidenz der frühen AMD war unter ASS-Einnahme bei keiner Kontrolluntersuchung erhöht.

Schlussfolgerungen

In dieser Kohorte war die regelmässige Einnahme von ASS fünf Jahre vor der Untersuchung nicht mit einer erhöhten Inzidenz einer frühen oder späten altersbedingten Makuladegeneration assoziiert. Eine über zehn Jahre regelmässige Einnahme von ASS führte dagegen zu einer signifikanten Zunahme der Inzidenz einer späten, exsudativen AMD. 

Zusammengefasst von Bettina Wortmann

Schon seit einigen Jahren wird diskutiert, ob zwischen einer langfristigen Einnahme von Acetylsalicylsäure (ASS) und der Makuladegeneration ein Zusammenhang bestehe. Es trifft zu, dass sich zu den bisher vorliegenden Studien – auch zu der neuesten aus Australien1 – verschiedene Vorbehalte anbringen lassen. Auch ist der Mechanismus dieser Auswirkung der ASS keineswegs ganz klar. Dennoch liegt heute der Schluss nahe, eine jahrelange ASS-Einnahme (während 10 Jahren oder länger) sei für die Entstehung einer neovaskulären («feuchten») Makuladegeneration mitverantwortlich. Damit sind wir, wenigstens bei der primär-prophylaktischen Verabreichung von ASS, um ein Argument gegen eine langfristige Verabreichung reicher.

Etzel Gysling

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Acetylsalicylsäure: Risikofaktor für altersbedingte Makuladegeneration? ( 2013)