Depressionen bei Dementen schwierig zu verhindern und zu behandeln

  • a -- Leontjevas R, Gerritsen DL, Smalbrugge M et al. A structural multidisciplinary approach to depression management in nursing-home residents : a multicentre, stepped-wedge cluster-randomised trial. Lancet 2013 (29. Juni); 381: 2255-64 [Link]
  • Zusammenfassung:
  • Kommentar: Peter Ritzmann
  • infomed screen Jahrgang 17 (2013) , Nummer 5
    Publikationsdatum: 19. Oktober 2013
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Studienziele

Depressionen sind in Alters- und Pflegeheimen häufig und stellen grosse Anforderungen an die Langzeitpflegeeinrichtungen. In der vorliegenden Studie, die in Abteilungen für Demenzkranke und Abteilungen für somatisch Kranke von Langzeitpflegeinstitutionen durchgeführt wurde, wurde untersucht, ob und in welchem Ausmass die Prävalenz von Depressionen durch ein strukturiertes Programm zur Erkennung, Beurteilung und Behandlung von Depressionen beeinflusst wird.

Methoden

In einem Netzwerk von Langzeitpflegeinstitutionen in den Niederlanden wurden für die Studie Demenzabteilungen und somatische Abteilungen und deren Bewohnerinnen und Bewohner ausgewählt, die bzw. deren Angehörige oder gesetzliche Vertreter mit einer Teilnahme einverstanden waren. Die Abteilungen wurden nach dem Zufall in fünf Gruppen eingeteilt. Zu Beginn der Studie wurde die erste Gruppe in das multidisziplinäre Programm «Act in Case of Depression» (AiD) aufgenommen, das aus den drei Teilen Diagnose und Beurteilung, Therapie und Messung von Therapieerfolgen bestand. Nach jeweils weiteren vier Monaten wurde eine nächste Gruppe ins Programm aufgenommen. Die Bewohnerinnen und Bewohner wussten nicht, in welchem Zeitpunkt die Intervention begann und auch das Studienpersonal war verblindet. Primärer Endpunkt war die Prävalenz von Depressionen in den Abteilungen, gemessen an einer Punktzahl von mehr als 7 auf der sogen. «Cornell Scale for Depression in Dementia» (CSDD). 

Ergebnisse

Über alle Studieneintrittspunkte gemessen, betrug die Prävalenz von Depressionen in 16 Demenzabteilungen (403 Personen) 40% und in 17 somatischen Abteilungen (390 Personen) 27%. In den somatischen Abteilungen wurde die Prävalenz durch die Intervention signifikant um 7,3% (95%-CI 0,9-13,7) reduziert. In den Demenzabteilungen wurde die Prävalenz durch die Intervention (Zunahme um 0,6%) nicht signifikant beeinflusst. Der Unterschied zwischen somatischen und Demenzabteilungen war wiederum statistisch signifikant.

Schlussfolgerungen

Durch ein multidisziplinäres Abklärungs- und Behandlungsprogramm konnte in dieser Untersuchung die Prävalenz von Depressionen in somatischen Pflegeheimabteilungen signifikant gesenkt werden, nicht jedoch in Demenzabteilungen.

Zusammengefasst von Bettina Wortmann

Depressionen bei chronisch Kranken sind ein riesiges Problem, in der Praxis wie in Pflegeinstitutionen. Medikamente können in der Behandlung helfen, oft ist aber gerade bei zunehmenden somatischen oder hirnorganischen Behinderungen ihr Nutzen unbefriedigend. Die aktuelle Studie zeigt, dass auf somatischen Langzeitpflegeabteilungen ein relativ aufwendiges Depressions-Programm wirksam ist. Ob und wieviel die einzelnen Massnahmen (aktivierende Therapien usw.) zum Ergebnis beitrugen, kann die Studie naturgemäss nicht beantworten. Dass das Programm auf Demenzabteilungen unwirksam zu sein scheint, spricht dafür, dass eine minimale kognitive Kompetenz der Betroffenen eine Bedingung für den Nutzen der untersuchten Intervention darstellt.

Peter Ritzmann

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Depressionen bei Dementen schwierig zu verhindern und zu behandeln ( 2013)