SGLT2-Hemmer: positive Wirkung bei Herz- und Niereninsuffizienz?
- Zusammenfassung: Natalie Marty
- Kommentar: Christoph Henzen
- infomed screen Jahrgang 23 (2019)
, Nummer 2
Publikationsdatum: 12. März 2019 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Warum diese Studie?
Das Ausmass der Wirkung von SGLT2-Hemmern auf spezifische kardiovaskuläre und renale Endpunkte ist noch unbekannt. In einer Meta-Analyse wurden randomisierte, Placebo-kontrollierte Studien zusammengefasst, in denen Typ-2-Diabetikerinnen und -Diabetiker mit SGLT2-Hemmern behandelt worden waren.
Was hat man gefunden?
Daten aus drei Studien mit 34'222 Behandelten wurden analysiert. Eine Behandlung mit SGLT2-Hemmern senkte die Rate an schwerwiegenden kardiovaskulären Ereignissen um 11%, wobei ein Nutzen nur bei Personen mit atherosklerotischer Gefässerkrankung beobachtet wurde. Das Risiko von durch eine Herzinsuffizienz verursachten Todesfällen oder Hospitalisationen wurde durch SGLT2-Hemmer um 23% gesenkt (Hazard Ratio 0,77, 95% CI 0,71-0,84), unabhängig von einer vorbestehenden atherosklerotischen Gefässerkrankung oder Herzinsuffizienz. Die Progression einer Niereninsuffizienz wurde um 45% vermindert (Hazard Ratio 0,55, 95% CI 0,48-0,64), unabhängig von einer vorbestehenden atherosklerotischen Gefässerkrankung.
Wie wird es gedeutet?
Die Studienverantwortlichen folgern, dass SGLT2-Hemmer einen bescheidenen Einfluss auf das Risiko von schwerwiegenden kardiovaskulären Ereignissen haben, der sich auf Personen mit vorbestehender atherosklerotischer Gefässerkrankung zu beschränken scheint. Ein Nutzen bezüglich Herzinsuffzienz-bedingter Hospitalisationen und der Progression einer Niereninsuffizienz sei aber durch die vorhandenen Daten belegt.
Gast-Kommentar
Die SGLT2-Hemmer haben ihre pharmakologische «Karriere» als Antidiabetika begonnen und werden in zunehmendem Masse kardiologisch und nephrologisch eingesetzt. Bei jeder Indikation gilt es jedoch, ihre spezifischen «Stärken und Schwächen» zu beachten: Beim übergewichtigen und bewegungsarmen («insulinresistenten») Typ-2-Diabetiker kann die diabetische Stoffwechsellage (vor allem in Kombination mit Metformin) massiv verbessert werden; beim langjährigen, eher schlanken und insulindefizienten Diabetiker dagegen kann eine diabetische Ketoazidose resultieren. Bezüglich Reduktion der Hospitalisationen wegen akuter Herzinsuffizienz und Verlangsamung der Verschlechterung der Nierenfunktion (vor allem bei vorbestehender koronarer Herzkrankheit/Herzinsuffizienz bzw. bei chronischer Niereninsuffizienz) sind die positiven Daten eindeutig. Obwohl aufgrund der neuen Meta-Analysen von einem Klasseneffekt ausgegangen werden kann, bestehen aber für die «major adverse cardiovascular events» teils divergierende Resultate; unklar bleibt weiterhin die Pathogenese der erhöhten Rate von (Zehen-)Amputationen, auch bei bisher nicht bekannter peripherer arterieller Verschlusskrankheit (PAVK). Somit dürften die SGLT2-Hemmer den grössten Nutzen bei insulinresistenten diabetischen Hochrisikopatienten für Herz- und Niereninsuffizienz bringen, sofern ihre diabetischen Füsse regelmässig kontrolliert werden.
Christoph Henzen
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