Brustkrebsrisiko ist nach Geburt für mindestens 20 Jahre erhöht

  • a -- Nichols HB, Schoemaker MJ, Cai J et al. Breast cancer risk after recent childbirth: A pooled analysis of 15 prospective studies. Ann Intern Med. 2019 Jan 1;170:22-30 [Link]
  • Zusammenfassung: Peter Ritzmann
  • infomed screen Jahrgang 23 (2019) , Nummer 2
    Publikationsdatum: 12. März 2019
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Warum diese Studie?

Für Frauen, die Kinder geboren haben, ist später im Leben das Brustkrebsrisiko niedriger als für Frauen, die nie geboren haben. Dies gilt aber nicht für Erkrankungen in jüngerem Alter. Mit dieser Auswertung von Daten aus 15 prospektiven Studien im Rahmen der «International Premenopausal Breast Cancer Collaborative Group» wurden diese Zusammenhänge an einem grossen Kollektiv untersucht und insbesondere auch der Einfluss des Stillens berücksichtigt.

Was hat man gefunden?

Die Daten von 890'269 Frauen im Alter unter 55 Jahren konnten ausgewertet werden (9,6 Millionen Personenjahre). 18'826 Neuerkrankungen an Brustkrebs wurden registriert (2 pro 1000 Personenjahre). Dabei war das Erkrankungsrisiko bei Frauen, die geboren hatten, nach einer Geburt signifikant erhöht gegenüber Frauen, die nicht geboren hatten. Das Risiko stieg bis 5 Jahre nach der letzten Geburt auf fast das Doppelte (Hazard Ratio = HR-Anstieg bis 1,8), bevor es wieder abnahm. Erst 24 Jahre nach Geburt sank das Risiko unter dasjenige der Frauen, die nie geboren hatten. Ein solches Muster mit zuerst höherem und später niedrigerem Risiko fand sich insbesondere für Östrogen-Rezeptor-positive Karzinome, während das Risiko für Östrogen-Rezeptor-negative Karzinome erhöht blieb. Bei Frauen mit einem familiär erhöhten Brustkrebsrisiko war die Erhöhung des Risikos nach Geburt besonders ausgeprägt (HR-Anstieg bis 3,5). Auch bei Erstgebärenden über 35 war der Anstieg besonders ausgeprägt, während bei Frauen, die bei der ersten Geburt weniger als 25 Jahre alt gewesen waren, kein erhöhtes Risiko beobachtet wurde. Ob eine Frau gestillt hatte oder nicht, schien hingegen keinen Einfluss auf diesen Zusammenhang zu haben.

Wie wird es gedeutet?

Im Vergleich mit Frauen, die nie geboren haben, steigt das Brustkrebsrisiko nach einer Geburt an und bleibt über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren erhöht. Eine Geburt ist damit ein Risikofaktor für ein Mammakarzinom bei jüngeren Frauen.

Screen-Kommentar

Der Einfluss von Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit auf das Brustkrebsrisiko ist vielschichtig. Mutterschaft erhöht das Risiko für eine Erkrankung bei jüngeren Frauen, schützt aber vor Brustkrebserkrankungen im höheren Alter, wo absolut gesehen die meisten Mammakarzinome diagnostiziert werden. Besonders stark scheint das Risiko nach einer Geburt bei älteren Erstgebärenden und bei einer positiven Familienanamnese anzusteigen. Hingegen scheint das Stillen – etwas erstaunlich – wenig zum Zusammenhang zwischen Mutterschaft und Brustkrebs beizutragen.

Zusammengefasst und kommentiert von Peter Ritzmann

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infomed-screen 23 -- No. 2
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Brustkrebsrisiko ist nach Geburt für mindestens 20 Jahre erhöht ( 2019)