Läsionen der Rotatorenmanschette besser operieren?
- m -- Schemitsch C, Chahal J, Vicente M et al. Surgical repair versus conservative treatment and subacromial decompression for the treatment of rotator cuff tears: a meta-analysis of randomized trials. Bone Joint J. 2019 Sep;101-B:1100-6. [Link]
- Zusammenfassung: Natalie Marty
- Kommentar: Sergio Thomann
- infomed screen Jahrgang 24 (2020)
Publikationsdatum: 22. Februar 2020 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Ob bei degenerativen Läsionen der Rotatorenmanschette die chirurgische oder die konservative Behandlung bzw. subakromiale Dekompression die bessere therapeutische Option sei, wird in der Literatur kontrovers beurteilt. In dieser Meta-Analyse wurden Daten aus sechs Studien bezüglich der nach einem Jahr beurteilten Punktezahl im Constant-Murley-Score ausgewertet. Dieser Schulterfunktionsscore bewertet vier Aspekte im Zusammenhang mit der Schulterpathologie: Schmerzen und Aktivitäten des täglichen Lebens sowie Beweglichkeit und Kraft. Die subjektiven Komponenten können bis zu 35 Punkte und die objektiven 65 Punkte erhalten, was zu einer möglichen maximalen Gesamtpunktzahl von 100 Punkten (beste Funktion) führt. Nach chirurgischem Eingriff waren die Werte statistisch signifikant besser im Vergleich zur konservativen Behandlung oder nur subakromialer Dekompression. Der Unterschied zwischen den verschiedenen Behandlungsmethoden war jedoch klein (mittlere Differenz 6,15 bzw. 5,81 Punkte). 11,9% der konservativ Behandelten wechselten später doch zur Operation.
Natalie Marty
Kommentar
Bei älteren Personen sind mehr als 50% der Fälle mit sogenannter Periarthropathia humeroscapularis auf Läsionen der Rotatorenmanschette zurückzuführen. Vor dem Aufkommen der minimal-invasiven Chirurgie wurden die z.T. stark leidenden Erkrankten vorwiegend konservativ behandelt. Dank moderner chirurgischer Methoden hat sich die Behandlungspalette erweitert. Wer braucht nun aber welche Behandlung? Diese Metaanalyse von randomisierten Studien trägt zur Klärung bei. Sie betont die leichte, aber dennoch klare Überlegenheit des chirurgischen gegenüber dem konservativen Vorgehen. Das bedeutet für die behandelnden Hausärztinnen und Hausärzte, dass in jedem Fall primär ein konservatives Vorgehen gerechtfertigt ist. Wichtig scheint mir, dass die betroffene Person über die therapeutischen Optionen Bescheid weiss und dass bei Versagen der konservativen Therapie in Zusammenarbeit mit einer Orthopädin oder einem Orthopäden ein chirurgisches Vorgehen evaluiert wird. Ob lediglich ein arthroskopisches Débridement oder aber eine Rekonstruktion der Rotatorenmanschette durchgeführt wird, hängt von persönlichen patientenbezogenen Faktoren ab und sollte im Gespräch herausgearbeitet werden.
Sergio Thomann
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