Wes Brot ich ess, des Lied ich sing …
- m -- Fabbri A, Parker L, Colombo C et al. Industry funding of patient and health consumer organisations: systematic review with meta-analysis. BMJ. 2020 Jan 22;368:l6925. [Link]
- Zusammenfassung: Natalie Marty
- Kommentar: Stefan Neuner-Jehle
- infomed screen Jahrgang 24 (2020)
Publikationsdatum: 28. April 2020 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Patientenorganisationen und Patientenvertretungen haben vielfältige Aufgaben: direkte Unterstützung, Dienstleistungen und Aufklärung für Betroffene, Finanzierung und Beteiligung an der medizinischen Forschung, Beteiligung an der Entwicklung von Leitlinien sowie gesundheitspolitische Engagements. In der vorliegenden Metaanalyse wurden 26 Studien ausgewertet, die sich mit der Industriefinanzierung solcher Organisationen befasst hatten. Die Prävalenz der Finanzierung durch die Industrie lag zwischen 20% und 83%. Unter den Patientenorganisationen, die Mittel aus der Industrie erhalten hatten, gaben nur 27% dies auf ihrer Website an. Richtlinien zum Sponsoring wurden in zwischen 2% und 64% der Fälle gefunden. Nur in vier kleinen Studien wurde der Einfluss der Industriefinanzierung auf Standpunkte zu kontroversen gesundheitspolitischen Fragen untersucht; dabei zeigte sich ein Trend zu für den Sponsor günstigen Positionen. Allerdings war der Evidenzgrad für fast alle untersuchten Fragestellungen tief bis sehr tief.
Zusammengefasst von Natalie Marty
Kommentar
Bei Forschungsprojekten, in der Ausbildung und bei der Erarbeitung von Leitlinien sollen Patientenpanels garantieren, dass die Interessen der Patientinnen und Patienten angemessen berücksichtigt sind. Ähnlich wie die Expertenpanels von Leitlinien [1] sieht es aber hinsichtlich der Unbefangenheit der Patentenvertretungen düster aus. Auch wenn sich diese Metaanalyse nur auf Studien mit moderatem bis niedrigem Evidenzgrad abstützen kann, bleibt doch der Eindruck, dass die Patientenvertreter für ihren Beitrag häufig (Pharma-)Industriegelder erhalten, dies selten deklarieren, oft auch keine Regelung dazu getroffen haben und dass am Ende ihre Empfehlungen verdächtig industriefreundlich ausfallen. «Wes Brot ich ess, des Lied ich sing …»
Um weiterhin glaubwürdig agieren zu können und nicht in eine Feigenblatt-Funktion abzurutschen, ist es unabdingbar, dass die Zusammenarbeit zwischen Patientenpanels und der Industrie transparent geregelt wird – dies schlagen auch die Industrieverbände selbst vor [2]. Als Vorlage können die Regelungen zwischen Ärzteschaft und Industrie dienen, wie sie die SAMW hierzulande 2013 als Richtlinie publiziert hat [3].
Kommentar: Stefan Neuner-Jehle
- Bindslev J, Schroll J, Gøtzsche P, Lundh A. Underreporting of conflicts of interest in clinical practice guidelines: cross sectional study. BMC Med Ethics. 2013;14:19.
- EFPIA Patient Think Tank. Working together with patient groups. https://www.efpia.eu/media/288492/working-together-with-patient-groups-23102017.pdf
- Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften. Zusammenarbeit Ärzteschaft – Industrie. https://www.samw.ch/de/Publikationen/Richtlinien.html
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