Honni soit qui mal y pense
- a -- Goupil B, Balusson F, Naudet F et al. Association between gifts from pharmaceutical companies to French general practitioners and their drug prescribing patterns in 2016: retrospective study using the French Transparency in Healthcare and National Health Data System databases. BMJ. 2019 Nov 5;367:l6015. [Link]
- Zusammenfassung: Natalie Marty
- infomed screen Jahrgang 24 (2020)
Publikationsdatum: 1. Mai 2020 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Zwei französische Datenbanken wurden für das Jahr 2016 retrospektiv ausgewertet, um Assoziationen zwischen Geschenken, die Hausärztinnen und -ärzte von Pharmafirmen erhalten hatten, und ihrem Verschreibungsverhalten zu untersuchen. Die 41'257 in die Studie aufgenommenen Ärztinnen und Ärzte wurden in sechs Gruppen entsprechend dem Geldwert der erhaltenen Zuwendungen aufgeteilt. Dazu gehörten Sachspenden, Einladungen, Verpflegungskosten, Reisekosten und Barzahlungen. In der Gruppe, für die in der «base de données publique Transparence – Santé» (https://transparence.sante.gouv.fr) keine Geschenke gemeldet worden waren, waren die von der Krankenversicherung erstatteten Medikamentenkosten pro Konsultation geringer. Diese Gruppe hatte häufiger Generika von Antibiotika, Blutdrucksenkern und Statinen verschrieben, weniger Benzodiazepine und Vasodilatatoren, und der Anteil der ACE-Hemmer im Verhältnis zu allen Verschreibungen von ACE-Hemmern und Sartanen war grösser. Für die Verschreibung von Acetylsalicylsäure, Generika von Antidepressiva und von Protonenpumpenhemmern wurden keine signifikanten Unterschiede gefunden. Dies wird damit erklärt, dass 2016 für die Protonenpumpenhemmer kein patentiertes Originalpräparat verfügbar war und dass es sich bei den wenigen patentierten Antidepressiva auf dem Markt um etablierte Medikamente handelte, die nicht aktiv beworben wurden. Die Studienverantwortlichen kommen zum Schluss, dass Hausärztinnen und -ärzte, die keine Geschenke von pharmazeutischen Firmen erhalten, kostengünstiger und mit besseren Effizienz-Indikatoren gemäss der nationalen Krankenversicherung («rémunération sur objectifs de santé publique») verschreiben. Sie beeilen sich aber, in der Zusammenfassung zu betonen, dass ihre Untersuchung keine direkten kausalen Rückschlüsse erlaube.
Die Daten in der «Transparence – Santé»-Datenbank beruhen auf Angaben der Industrie und es ist nicht bekannt, ob alle Zuwendungen darin korrekt gemeldet worden sind. Die vorliegende Auswertung bestätigt aber einmal mehr den in Metaanalysen gefundenen Hinweis auf den Einfluss von Industrie-Geschenken auf das Verschreibungsverhalten. Für 66,7% der in die Studie eingeschlossenen Personen waren in der französischen Datenbank im Jahr 2016 erhaltene Zuwendungen gelistet, und 87,8% hatten seit der Einführung der Datenbank im Jahr 2013 Geschenke erhalten. Nicht nur der Einfluss auf die Medikamentenkosten ist dabei besorgniserregend, sondern auch der gefundene Unterschied in der Verschreibung von Medikamenten wie Benzodiazepinen oder Vasodilatatoren, der auch das Risiko für deren Nebenwirkungen erhöht.
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