Spontanpneumothorax ambulant behandeln?
- r -- Hallifax RJ, McKeown E, Sivakumar P et al. Ambulatory management of primary spontaneous pneumothorax: an open-label, randomised controlled trial. Lancet 2020 July 4;396:39-49. [Link]
- Zusammenfassung: Alexandra Röllin
- infomed screen Jahrgang 24 (2020)
Publikationsdatum: 17. September 2020 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Ein sehr kleiner, asymptomatischer Spontanpneumothorax kann abwartend konservativ und somit ambulant behandelt werden. Erreicht er aber eine kritische Grösse oder bereitet relevante Beschwerden, so ist eine Pleurapunktion mit Drainage unumgänglich. Diese erforderte bisher aus technischen Gründen (grosse und schwere Drainagesysteme mit Unterwasser-Ventil) eine Hospitalisation von mehreren Tagen. Um dies bei den meist jungen und sonst gesunden Betroffenen zu vermeiden, wurden portable Drainagesysteme entwickelt, deren Nutzen und Sicherheit allerdings noch kaum belegt sind.
Im Rahmen dieser randomisierten britischen Studie erhielten 41 Frauen und 187 Männer mit behandlungsbedürftigem Spontanpneumothorax entweder eine stationäre Standardbehandlung oder sie wurden mit Hilfe eines dieser neu entwickelten Systeme ambulant betreut. Dadurch konnte die gesamte Hospitalisationszeit (Ersthospitalisation bei Auftreten des Pneumothorax plus allfällige Re-Hospitalisationen wegen Komplikationen oder Rezidiven) innerhalb der ersten 30 Tage um median 2 Tage verkürzt werden. Während von den konventionell Behandelten lediglich 39% von einem unerwünschten Ereignis betroffen waren, traten solche Ereignisse bei ambulant Behandelten in 55% der Fälle auf. Zudem betrafen alle 14 schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse die ambulant behandelte Gruppe.
Die Aussicht, dass sonst gesunde, junge Personen zwei Tage weniger im Spital verbringen müssen, klingt verlockend. Auch würde eine ambulante Behandlung dabei helfen, Kosten zu sparen. Die Rate an unerwünschten Ereignissen lässt allerdings vermuten, dass zum jetzigen Zeitpunkt diese portablen Drainagesysteme technisch noch nicht gänzlich ausgereift sind. Dass die Firma, die das untersuchte System herstellt, die Studie finanziell unterstützt hat, ist zwar nachvollziehbar, hinterlässt aber zusätzliche Fragezeichen, was die Interpretation der Resultate betrifft.
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