Wie vorgehen bei «Missed Abortion»?
- -- Chu JJ, Devall AJ, Beeson LE, et al. Mifepristone and misoprostol versus misoprostol alone for the management of missed miscarriage (MifeMiso): a randomised, double-blind, placebo-controlled trial. Lancet. 2020 Sep 12;396:770-8. [Link]
- Zusammenfassung: Barbara Loeliger
- infomed screen Jahrgang 24 (2020)
Publikationsdatum: 1. Oktober 2020 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Fehlgeburten im ersten Trimenon kommen häufig vor und können entweder abwartend, medikamentös oder chirurgisch behandelt werden. Die Mehrzahl der Frauen bevorzugt die medikamentöse Vorgehensweise, bei Nichtansprechen muss jedoch nochmals medikamentös oder allenfalls mittels Curettage behandelt werden. In der vorliegenden britischen multizentrischen Doppelblindstudie wurde untersucht, ob bei einer «Missed Abortion» die vorherige Gabe von Mifepriston (Mifegyne®) die Erfolgsrate von Misoprostol (Misoone® u.a.) verbessert. An dieser Studie waren 711 Frauen über 16 Jahren mit einer mittels Ultraschall dokumentierten «Missed Abortion» innerhalb der ersten 14 Schwangerschaftswochen beteiligt. Sie erhielten nach dem Zufall entweder Placebo oder 200 mg Mifepriston per os, gefolgt von 800 μg Misoprostol (vaginal, sublingual oder oral) zwei Tage später. Der Anteil an Frauen, bei denen es innerhalb von sieben Tagen nicht zu einer Ausstossung des Gestationssackes kam, war bei kombinierter Behandlung (Mifepriston plus Misoprostol) signifikant kleiner mit 17% (59 von 348 Frauen) als wenn nur mit Placebo plus Misoprostol behandelt wurde (24%, 82 von 348 Frauen). Entsprechend waren Curettagen nach kombinierter Behandlung seltener notwendig. Die Studienverantwortlichen folgern daraus, dass die Kombination Mifepriston/Misoprostol bei der Behandlung einer «Missed Abortion» bessere Erfolgschancen hat und weniger nachträgliche Curettagen notwendig macht.
Kommentar
Die Guidelines des britischen National Institute for Health and Care Excellence (NICE) und andere internationale Empfehlungen sehen bei der medikamentösen Behandlung der «Missed Abortion» nur Misoprostol vor. Bekannt ist, dass Mifepriston – ein kompetitiver Progesteronrezeptor-Antagonist – die Wirkung des Prostaglandinderivats Misoprostol verstärken kann. Bisher fehlte es aber an grossen Placebo-kontrollierten Studien, um die Überlegenheit der Kombinationstherapie bei der verhaltenen Fehlgeburt zu bekräftigen. Mit dieser sorgfältig durchgeführten Studie – mit grossen Fallzahlen, geringem Dropout und hoher Aussagekraft – gelang es, einen wichtigen Baustein zum Umdenken in der medikamentösen Behandlung einer «Missed Abortion» vorzulegen. Die Studienverantwortlichen fordern nun zu Recht eine Anpassung der Guidelines. So kann vielen Frauen nicht nur eine länger dauernde Behandlungsphase erspart, sondern auch viele Curettagen vermieden werden. Die Daten zur Kosteneffizienz, die noch nicht publiziert wurden, werden sehr wahrscheinlich ein weiteres Argument liefern.
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