Auch Acetylsalicylsäure senkt das Thromboserisiko
- r -- Pulmonary Embolism Prevention Trial Collaborative Group. Prevention of pulmonary embolism and deep vein thrombosis with low dose aspirin: Pulmonary Embolism Prevention (PEP) trial. Lancet 2000 (15. April); 355: 1295-302 [Link]
- Kommentar: Ferenc Follath
- infomed screen Jahrgang 4 (2000)
, Nummer 5
Publikationsdatum: 1. Mai 2000 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Studienziele
Für die postoperative Thromboembolieprophylaxe gilt die subkutane Injektion eines Heparins als bewährte Methode. Die prophylaktische Wirkung von Acetylsalicylsäure im arteriellen Bereich ist unbestritten; die Substanz nützt vermutlich auch im venösen Gefässsystem. Die vorliegende Studie untersuchte das Nutzen/Risiko-Verhältnis von Acetylsalicylsäure bei der Prophylaxe von venösen Thromboembolien.
Methoden
Die Studie umfasste Personen, bei denen wegen einer Fraktur des proximalen Femurs eine Osteosynthese durchgeführt oder elektiv eine Hüft- oder Kniegelenkprothese implantiert wurde. Doppelblind wurden zwei Gruppen gebildet. Die eine erhielt 5 Wochen lang täglich 160 mg Acetylsalicylsäure, die andere Placebo. Neben dieser Studienmedikation wurden bei 44% der Personen Heparin, bei 30% Kompressionsstrümpfe eingesetzt. Hatte man klinisch Verdacht auf eine Thrombose der tiefen Beinvenen, eine Lungenembolie oder ein anderes kardiovaskuläres Ereignis, wurden die entsprechenden Abklärungen (Phlebographie, Lungenszintigraphie u.a.) eingeleitet.
Ergebnisse
Bei den Personen mit Frakturen (n=13'356) trat unter Acetylsalicylsäure bei 105 eine Venenthrombose oder eine Lungenembolie auf (1,6% der Behandelten), unter Placebo bei 165 (2,5%). Acetylsalicylsäure verminderte somit das Risiko einer venösen Thromboembolie um 36%. Auf 1'000 Personen, die mit Acetylsalicylsäure behandelt wurden, liessen sich 9 Venenthrombosen oder Lungenembolien verhüten. Der Effekt von Acetylsalicylsäure war auch in der Untergruppe der Heparin-Behandelten zu erkennen. In bezug auf Blutungskomplikationen ergab sich folgendes Ergebnis: 13 Todesfälle und 197 transfusionsbedürftige Fälle unter Acetylsalicylsäure, 15 Todesfälle und 157 transfusionsbedürftige Fälle unter Placebo. Myokardinfarkte und Schlaganfälle beobachtete man unter Acetylsalicylsäure etwas häufiger. Die Gesamtmortalität war jedoch in beiden Gruppen vergleichbar. Bei den Personen, bei denen ein künstliches Gelenk eingesetzt wurde (n=2'648), zählte man unter Acetylsalicylsäure 23 Venenthrombosen oder Lungenembolien (1,1% der Behandelten), unter Placebo 28 (1,4%). Fasst man alle Patienten und Patientinnen zusammen, reduzierte Acetylsalicylsäure das Risiko einer Venenthrombose oder Lungenembolie um 34%.
Schlussfolgerungen
Niedrig dosierte Acetylsalicylsäure senkt das Risiko, postoperativ eine Venenthrombose oder Lungenembolie zu erleiden, um rund ein Drittel, und zwar unabhängig von anderen Massnahmen, die zur Thromboembolieprophylaxe ergriffen werden.(UM)
Diese Untersuchung zeigt, dass Acetylsalicylsäure eine sehr kostengünstige und einfach zu verabreichende therapeutische Möglichkeit darstellt, um das perioperative Thromboembolierisiko zu reduzieren. Es besteht zudem die Möglichkeit, eine solche Prophylaxe während mehreren Wochen, in der PEP-Studie bis zu 35 Tagen, zu verabreichen. Besonders wichtig ist die Beobachtung, dass die zusätzliche Wirkung auch bei einer Heparinprophylaxe vorhanden ist. Bei Hochrisikopatientinnen und -patienten wäre deshalb eine kombinierte Behandlung durchaus möglich; Heparin kann allerdings kaum vollständig ersetzt werden. Besonders wichtig sind die Resultate dieser Studie auch für Länder, in denen nur limitierte Mittel für Medikamente zur Verfügung stehen. Schliesslich sollte man die Acetylsalicylsäure-Prophylaxe auch bei langen Auto- oder Flugreisen in Betracht ziehen.
Ferenc Follath
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