Acetylsalicylsäure bei Vorhofflimmern?
- m -- Taylor FC, Cohen H, Ebrahim S. Systematic review of long term anticoagulation or antiplatelet treatment in patients with non-rheumatic atrial fibrillation. BMJ 2001 (10. Februar) 322: 321-6 [Link]
- Kommentar: Hans-Peter Schmid
- infomed screen Jahrgang 5 (2001)
, Nummer 4
Publikationsdatum: 1. April 2001 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Studienziele
Die Ansicht, dass bei Vorhofflimmern orale Antikoagulantien zur Prävention von Komplikationen besser seien als Plättchenhemmer, stützt sich auf indirekte Vergleiche placebokontrollierter Studien. Direkte Vergleiche der beiden Therapien zeigten unterschiedliche Resultate. Mit einer Metaanalyse der bisher durchgeführten direkten Vergleichsstudien sollte geklärt werden, ob bei Vorhofflimmern die orale Antikoagulation wirklich überlegen ist.
Methoden
Alle ermittelten Doppelblindstudien, in denen bei Vorhofflimmern ohne rheumatische Herzkrankheit orale Antikoagulantien direkt mit Plättchenhemmern verglichen worden waren, wurden einer Metaanalyse unterzogen. Als Endpunkte wurden tödliche und nicht-tödliche kardiovaskuläre Ereignisse (Apoplexien, Myokardinfarkte, arterielle Embolien) und als Risiken tödliche oder hospitalisationsbedürftige Blutungen ausgewertet.
Ergebnisse
Fünf Studien mit insgesamt 3'298 Männern und Frauen erfüllten die Einschlusskriterien. Sie zeigten eine deutliche Heterogenität bezüglich der jährlichen Ereignisraten in den Kontrollgruppen (zwischen 1,7% und 10,6%). Insgesamt war der Unterschied bezüglich Mortalität nicht signifikant. Unter Antikoagulantien ereigneten sich 32% weniger nicht-tödliche Schlaganfälle als unter Plättchenhemmern (grenzwertig signifikant) und insgesamt 21% weniger kardiovaskuläre Komplikationen (knapp nicht signifikant). Unter Antikoagulation traten 45% mehr Blutungen auf (statistisch nicht signifikant). Nur eine Studie zeigte eine signifikante Überlegenheit der Antikoagulation. Wenn diese mit einigen methodischen Mängeln (Randomisierung, Verblindung) behaftete Studie ausgeschlossen wurde, war auch der Unterschied bezüglich nicht-tödlicher Schlaganfälle nicht signifikant.
Schlussfolgerungen
Die direkten Vergleichsstudien zeigen bei Vorhofflimmern ohne rheumatische Herzkrankheit höchstens marginale Vorteile der Antikoagulation gegenüber der Plättchenaggregationshemmung. Diese werden durch das erhöhte Blutungsrisiko weiter relativiert.(MH)
Vorhofflimmern ist ein unabhängiger Risikofaktor für zerebrovaskuläre Ereignisse. Die hier analysierten Studien sind sehr heterogen (jährliche Ereignisrate 1,7-10,6%). Die Heterogenität der Studienpopulation wird durch eine Metaanalyse nicht geringer. Das Risiko einer oralen Antikoagulation muss deshalb sorgfältig gegenüber dem Embolierisiko abgewogen werden. Personen mit hohem Risiko für ein systemisch embolisches Ereignis (Status nach Insult, arterielle Hypertonie, Diabetes, Herzinsuffizienz und ältere Personen mit grösseren strukturellen
Herzveränderungen) werde ich weiterhin in einem INR-Bereich zwischen 2,0 und 3,0 antikoagulieren.
Hans-Peter Schmid
Standpunkte und Meinungen
- Es gibt zu diesem Artikel keine Leserkommentare.
Copyright © 2024 Infomed-Verlags-AG
-
Jahrgang 2024
Jahrgang 2023
Jahrgang 2022
Jahrgang 2021
Jahrgang 2020
Jahrgang 2019
Jahrgang 2018
Jahrgang 2017
Jahrgang 2016
Jahrgang 2015
Jahrgang 2014
Jahrgang 2013
Jahrgang 2012
Jahrgang 2011
Jahrgang 2010
Jahrgang 2009
Jahrgang 2008
Jahrgang 2007
Jahrgang 2006
Jahrgang 2005
Jahrgang 2004
Jahrgang 2003
Jahrgang 2002
Jahrgang 2001
Jahrgang 2000
Jahrgang 1999
Jahrgang 1998
Jahrgang 1997