Statine gegen Demenz?
- f -- Jick H, Zornberg GL, Jick SS et al. Statins and the risk of dementia. Lancet 2000 (11. November); 356: 1627-31 [Link]
- Kommentar: Etzel Gysling
- infomed screen Jahrgang 5 (2001)
, Nummer 1
Publikationsdatum: 1. Januar 2001 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Studienziele
Es gibt Hinweise, dass Blutlipide die Entwicklung einer Demenz beeinflussen, sei es über vaskuläre Veränderungen, sei es über andere Mechanismen. Mit der vorliegenden Studie wurde die Hypothese geprüft, wonach Statine (HMGCoA-Reduktasehemmer) und andere Lipidsenker einer Demenz vorbeugen könnten.
Methoden
Es handelt sich um eine Fall-Kontroll-Studie, für die man eine grosse Datenbank benutzte, die durch britische Allgemeinpraxen unterhalten wird. Aus einem Kollektiv von über 50jährigen Personen wurden drei Gruppen ausgewählt, die man sechs Jahre lang beobachtete. Gruppe 1 wurde von knapp 25‘000 Personen gebildet, die wegen einer Hyperlipidämie mindestens einmal ein Statin oder einen anderen Lipidsenker erhalten hatten. Gruppe 2 bestand aus knapp 11‘500 Personen, bei denen eine Hyperlipidämie bestand, die aber nie behandelt worden war. Gruppe 3 bestand aus 25‘000 zufällig ausgelesenen Personen, die keine Hyperlipidämie aufwiesen. Innerhalb dieser drei Gruppen wurden diejenigen Personen als Fälle rekrutiert, bei denen die Diagnose einer Demenz gestellt worden war. Als Kontrollen wurden pro Fall bis zu 4 vergleichbare Personen aus derselben Population ausgewählt. Dem in der Gruppe 3 gefundenen relativen Demenzrisiko wurde der Wert 1 zugeordnet.
Ergebnisse
In der Gruppe 1 – mit Lipidsenkern Behandelte – fanden sich 37 Fälle von Demenz. Im Vergleich mit den Kontrollen betrug das relative Demenzrisiko für mit Statinen Behandelte nur 0,3. Bei Personen, die andere Lipidsenker verwendeten, ergab sich kein signifikanter Unterschied zwischen den Fällen und den Kontrollen. In der Gruppe 2 – Personen mit einer unbehandelten Hyperlipidämie – identifizierte man 29 Fälle von Demenz. Im Vergleich zu den Kontrollen ergab sich ein relatives Demenzrisiko von 0,7 (nicht-signifikanter Unterschied).
Schlussfolgerungen
Nur diejenigen älteren Leute, die ein Statin einnahmen, hatten ein stark reduziertes Risiko, eine Demenz zu entwickeln. Die Studie ermöglicht es nicht, zwischen Alzheimer-Krankheit und anderen Demenzformen zu unterscheiden.(UM)
Verhindern Statine die Entwicklung einer Demenz? Lassen sich die hier vorgelegten, biologisch einigermassen plausiblen Auswirkungen der Statine in kontrolliert-randomisierten Studien bestätigen, so eröffnen sich durchaus erfreuliche Perspektiven, nicht zuletzt auch für die Hersteller von Statinen. Für den Augenblick rate ich jedoch zu einer sehr zurückhaltenden Interpretation. So ist durchaus denkbar, dass sich diejenigen Personen, die in dieser Studie Statine erhielten, in anderen bedeutsamen Eigenschaften (z.B. sozioökonomischer Status) von den Kontrollen unterschieden.
Etzel Gysling
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