Aortenaneurysma: Screening reduziert Komplikationen

  • a -- The Multicentre Aneurysm Screening Study Group. The Multicentre Aneurysm Screening Study (MASS) into the effect of abdominal aortic aneurysm screening on mortality in men: a randomised controlled trial. Lancet 2002 (16. November); 360: 1531-9 [Link]
  • Kommentar: Jürg Schmidli
  • infomed screen Jahrgang 7 (2003) , Nummer 3
    Publikationsdatum: 1. März 2003
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Studienziele

Bisher konnte nicht eindeutig belegt werden, dass ein Screening bezüglich abdominaler Aortenaneurysmen mittels Ultraschall zu einer Verminderung der Sterblichkeit an dieser Erkrankung führt. Zu diesem Zweck wurde diese randomisierte Studie durchgeführt.

Methoden

An 4 englischen Zentren wurden 67'800 Männer zwischen 65 und 74 Jahren in die Studie aufgenommen. Nach Rücksprache mit ihren Hausärzten wurde nach dem Zufall einer Hälfte von ihnen eine Einladung für eine Ultraschall- Untersuchung des Abdomens zugestellt. Diejenigen mit einem abdominalen Aortenaneurysma (mindestens 3 cm Durchmesser) wurden regelmässig nachkontrolliert. Bei einem Durchmesser von mindestens 5,5 cm wurde die Zuweisung zur Operation empfohlen. Primärer Endpunkt war die Sterblichkeit im Zusammenhang mit einem abdominalen Aortenaneurysma.

Ergebnisse

80% der eingeladenen Männer erschienen zu der empfohlenen Ultraschall-Untersuchung. Bei 5% der Untersuchten wurde ein abdominales Aortenaneurysma gefunden. Diese Männer wurden über durchschnittlich 4,1 Jahre nachkontrolliert. Geplante Aneurysma-Operationen wurden in der Interventionsgruppe 3mal häufiger durchgeführt als in der Kontrollgruppe (322 gegenüber 92), die Letalität dieser Operationen betrug 5%. Notfalloperationen hingegen waren nur halb so häufig wie in der Kontrollgruppe (27 gegenüber 54) und Todesfälle im Zusammenhang mit einem abdominalen Aortenaneurysma ebenfalls signifikant seltener (65 gegenüber 113). Um einen Todesfall zu verhindern, mussten mehr als 700 Männer untersucht und 5 zusätzlich operiert werden. Die Gesamtmortalität wurde nicht signifikant verändert.

Schlussfolgerungen.

Das Screening bezüglich abdominalen Aortenaneurysmen bei Männern über 65 führt zu einer Reduktion von Todesfällen im Zusammenhang mit einem abdominalen Aortenaneurysma.

Diese äusserst wichtige Multizenterstudie stützt die Ansicht, dass die männliche Bevölkerung mindestens einmal – am besten mit 65 Jahren – auf das Vorhandensein eines Bauchaorten-Aneurysma mit einer einzigen Ultraschalluntersuchung abgeklärt werden sollte. Würde man die englischen Zahlen auf die Schweiz übertragen, könnten jährlich 500 neue Aneurysmen entdeckt werden, wovon 200 behandelt werden sollten. Gesamtkosten für diese Ultraschalluntersuchungen: ungefähr 2,8 Mio. sFr. pro Jahr. Und bei Frauen, deren altersspezifische Ruptur-Prävalenz bekanntlich um einen Faktor 6 tiefer liegt? Eine Antwort kennen wir nicht. Würde aber bei jedem Ultraschall des Abdomen aus anderen (urologischen, gynäkologischen etc.) Gründen die Bauchaorta auch ausgemessen, könnten sicherlich Leben gewonnen und Kosten gespart werden.

Jürg Schmidli

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infomed-screen 7 -- No. 3
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Aortenaneurysma: Screening reduziert Komplikationen ( 2003)