Clostridium-difficile-Durchfall nach Säureblockern

  • a -- Dial S, Alrasadi K, Manoukian C et al. Risk of Clostridium difficile diarrhea among hospital inpatients prescribed proton pump inhibitors: cohort and case-control studies. CMAJ 2004 (6. Juli); 171: 33-8 [Link]
  • Zusammenfassung: Anne Witschi
  • Kommentar: Anne Witschi
  • infomed screen Jahrgang 8 (2004) , Nummer 10
    Publikationsdatum: 1. Oktober 2004
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Studienziele
Clostridium difficile ist der häufigste Erreger nosokomialer Durchfallerkrankungen. Dabei stellt eine Antibiotika-Behandlung den wichtigsten Risikofaktor dar. Antibiotika beeinträchtigen die natürliche Darmflora und begünstigen die Vermehrung von Clostridium difficile. Da Protonenpumpenhemmer die Magensäureproduktion hemmen, könnten sie die Schutzfunktion des Magens in Bezug auf Clostridien-Infekte reduzieren. In der vorliegenden Arbeit prüfte man, ob Protonenpumpenhemmer die Inzidenz von Clostridium-difficile-bedingtem Durchfall erhöhen.

Methoden
Einerseits wurde aus den Daten eines kanadischen Universitätsspitals eine retrospektive Kohortenstudie konstruiert. Eingeschlossen wurden Personen, die im Spital eine Antibiotikatherapie erhalten hatten, gesucht wurde nach einer Assoziation zwischen der Einnahme von Protonenpumpenhemmern und dem Auftreten einer Clostridium-difficile-Diarrhoe. Zur Überprüfung wurde andererseits aus den Daten eines anderen Universitätsspitals eine Fall-Kontroll-Studie zusammengestellt. Die Fälle, bei denen eine Durchfallerkrankung infolge eines Clostridium-difficile-Infektes nachgewiesen werden konnte, wurden mit passenden Kontrollpersonen verglichen, die ebenfalls Antibiotika erhalten hatten.

Ergebnisse
In der Kohortenstudie wurde bei 81 von 1'187 Personen (6,8%) nach einer Antibiotikatherapie eine Clostridium-difficile-Diarrhoe diagnostiziert. Bei den Personen mit Protonenpumpenhemmern waren es 9,3%, bei denjenigen ohne diese Medikamente nur 4,4% («odds ratio» 2,1; 95% CI 1,2-3,5). Die Einnahme von 3 oder mehr Antibiotika sowie die Hospitalisation auf einer medizinischen Abteilung waren weitere Risikofaktoren. Unter Histamin-H2-Rezeptorenblockern hingegen waren Clostridium-difficile-bedingte Durchfälle nicht gehäuft. In der Fall-Kontroll-Studie mit je 94 Fällen und Kontrollen war eine Clostridium-difficile-Diarrhoe ebenfalls signifikant mit der Einnahme von Protonenpumpenhemmern assoziiert (korrigierte OR 2,7; 95% CI 1,4-5,2).

Schlussfolgerungen
Bei Personen, die im Spital eine Antibiotikabehandlung erhielten, wurde ein signifikanter Zusammenhang gefunden zwischen der Einnahme von Protonenpumpenhemmern und einer Durchfallerkrankung infolge von Clostridium difficile.

Zusammengefasst von Anne Witschi

Die Studie könnte den Einfluss von Protonenpumpenhemmern überschätzen. Fälle und Kontrollen hatten zwar einen vergleichbaren Komorbiditätsindex, die Personen mit Durchfall waren aber aufgrund ihres längeren Spitalaufenthaltes und ihres höheren Antibiotikaverbrauchs wahrscheinlich doch morbider und anfälliger als die Kontrollpersonen. Des weiteren wurde beim Studiendesign nicht berücksichtigt, dass Clostridium difficile auf einer Abteilung auch von Mensch zu Mensch übertragen werden kann. Trotzdem bestätigen die Resultate dieser Studie Ergebnisse anderer Untersuchungen, wonach der Einsatz von Protonenpumpenhemmern allgemein das Risiko für nosokomiale Infektionen erhöht. Als Erklärung gilt, dass die Magensäure beim Einsatz solcher Medikamente als natürliche Keimbarriere wegfällt.

Anne Witschi

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Clostridium-difficile-Durchfall nach Säureblockern ( 2004)