Weniger Antibiotika verschreiben
- Zusammenfassung:
- Kommentar: Kathrin Mühlemann
- infomed screen Jahrgang 9 (2005)
, Nummer 1
Publikationsdatum: 1. Januar 2005 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Studienziele
Antibiotika werden bei respiratorischen Infekten häufig verordnet, obwohl gezeigt wurde, dass sie in dieser Situation oft nicht von Nutzen sind. Das Ziel dieser Studie war die Beurteilung der Wirksamkeit einer Strategie, mit welcher eine Reduktion der Verschreibungsrate von Antibiotika bei respiratorischen Symptomen angestrebt wurde.
Methoden
100 Ärztinnen und Ärzte aus 12 Qualitätszirkeln in der Region von Utrecht, Holland, beteiligten sich an der Studie. Je 6 Qualitätszirkel, die bezüglich Antibiotikaverschreibungen und anderer Faktoren vergleichbar waren, wurden der Interventions- bzw. der Kontrollgruppe zugeteilt. Die Strategie, welche in der Interventionsgruppe zur Anwendung kam, bestand aus mehreren Interventionen: Wichtig war ein Treffen zur evidenzbasierten Konsensbildung betreffend der Indikation von Antibiotika und der Wahl des Antibiotikums bei verschiedenen respiratorischen Infekten, kombiniert mit einer Ausbildung, wie die therapeutischen Entscheide zu vermitteln seien. Hinzu kamen im Verlauf der Studie ein Monitoring und Feedback zur Verschreibungspraxis, Ausbildung des Praxispersonals sowie Informationsmaterial für Patientinnen und Patienten. In der Kontrollgruppe wurde keine der Massnahmen durchgeführt. Es wurde untersucht, bei welchem Anteil der Konsultationen wegen akuter respiratorischer Symptome Antibiotika verschrieben wurden und ob die Behandelten zufrieden waren.
Ergebnisse
89 Ärztinnen und Ärzte beendeten die Studie. Nach neun Monaten fiel die Antibiotikaverschreibungsrate in der Interventionsgruppe um 4% (von 27% auf 23%), während sie in der Kontrollgruppe um 8% anstieg (von 29% auf 37%). Die Zufriedenheit der Behandelten war in beiden Gruppen vergleichbar hoch.
Schlussfolgerungen
Die untersuchte Strategie führte zu einer Senkung der Verschreibungsrate von Antibiotika, ohne die Zufriedenheit der Behandelten negativ zu beeinflussen.
Zusammengefasst von Karin Huwiler
Die Studie zeigt auf, wie mit einem Programm basierend auf Information und Schulung von praktizierenden Ärztinnen und Ärzten eine signifikante Reduktion der Antibiotikaverschreibungen erreicht werden konnte. Hervorzuheben ist, dass diese Reduktion nicht zu einem Anstieg von Infektionskomplikationen führte und die Zufriedenheit der Behandelten nicht beeinträchtigte. Ebenso war es nicht notwendig, zusätzliche teure Labortests (Beispiel Procalcitonin) einzusetzen. Die Ergebnisse stimmen mit früheren ähnlichen Studien überein. Bei der Interpretation der Resultate sollte jedoch beachtet werden, dass die Niederlande ohnehin zu den europäischen Ländern mit dem niedrigsten Antibiotikakonsum in der ambulanten Medizin gehören. Ebenso verfügt dieses Land über ein attraktives «Peer Review System» für Praktizierende, welches die Dissemination von Information erleichtert. Offen blieb auch in dieser Studie, wie nachhaltig der erreichte Effekt sein wird.
Kathrin Mühlemann
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