Relevante Gewichtsreduktion durch Operation
- a -- Sjostrom L, Lindroos AK, Peltonen M et al.; Swedish Obese Subjects Study Scientific Group. Lifestyle, diabetes, and cardiovascular risk factors 10 years after bariatric surgery. N Engl J Med 2004 (23. Dezember); 351: 2683-93 [Link]
- Zusammenfassung: Peter Ritzmann
- Kommentar: Paolo M. Suter
- infomed screen Jahrgang 9 (2005)
, Nummer 3
Publikationsdatum: 1. März 2005 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Studienziele
Operative Verfahren zur Gewichtsreduktion werden heute als «bariatrische» Chirurgie bezeichnet. Dazu werden unter anderem Magenbandoperationen, gastroplastische Operationen und Magen-Bypass-Operationen gezählt. Der Nutzen dieser Verfahren ist gut belegt bezüglich Gewichtsreduktion und Verbesserung von metabolischen Veränderungen. In dieser «Follow-up»-Studie wurde untersucht, ob ein Nutzen auch nach 10 Jahren noch nachweisbar ist.
Methoden
Die «Swedish Obese Subjects»-(SOS)-Studie war eine nichtrandomisierte, prospektiv angelegte Interventionsstudie. Aus einer Gruppe von 7'000 Übergewichtigen wurden etwa 2'000 Operationswillige mit einer gleichgrossen Kontrollgruppe von Operationsunwilligen verglichen, die nach verschiedenen Kriterien möglichst passend ausgewählt wurden. Der primäre Endpunkt war die Gesamtmortalität. Untersucht wurden in der aktuellen «Follow-up»-Studie auch mehrere sekundäre Endpunkte über eine Beobachtungszeit von 10 Jahren.
Ergebnisse
Am Stichtag waren 4'047 Personen für eine Beobachtungszeit von 2 Jahren und 1'703 für eine solche von 10 Jahren in die Studie aufgenommen worden. Nach 2 Jahren hatten die Leute der Interventionsgruppe um durchschnittlich 23% abgenommen, in der Kontrollgruppe nahm das Gewicht hingegen noch leicht zu. Nach 10 Jahren betrug die Gewichtsreduktion noch 16% gegenüber einer Zunahme um 2% in der Kontrollgruppe. Signifikante Unterschiede nach 10 Jahren fanden sich auch bezüglich Kalorienzufuhr, körperlicher Aktivität, diastolischer Blutdruckwerte, Blutzucker-, Harnsäureund Triglyzeridwerte. Bezüglich Gesamtmortalität fand sich kein signifikanter Unterschied. Die perioperative Mortalität in der Interventionsgruppe betrug 0,25%, bei 13% waren postoperative Komplikationen registriert worden.
Schlussfolgerungen
Mit bariatrischen Operationen kann eine anhaltende Gewichtsreduktion erreicht werden, die mit Verbesserungen von metabolischen Veränderungen einhergeht. Ein Nutzen bezüglich Überlebenswahrscheinlichkeit konnte diese Studie bisher noch nicht belegen.
Zusammengefasst von Peter Ritzmann
Für morbid adipöse Kranke sind zur Zeit die verschiedenen bariatrischen Therapieverfahren die einzige «Hilfe» für eine relevante Gewichtsreduktion und Modulation von Adipositas-assoziierter Komorbidität. Dies zeigt auch der 10-Jahres-Follow-up der «Swedish Obese Subjects»-(SOS)-Studie auf eindrückliche Weise.
Die bariatrische Chirurgie ist auf Grund der Irreversibilität als eine «letzte ultimative Therapiemöglichkeit» zu betrachten. Würden die präventiven Massnahmen bezüglich Körpergewicht in unserer Gesellschaft ebenfalls so «ultimativ» umgesetzt wie dies mit der Chirurgie erfolgt, dann wäre die Adipositasproblematik auf individuellem Niveau und Populationsebene vernachlässigbar klein. Das Kürzel «SOS» sollte im ursprünglichen Sinne des SOS – Safe Our Souls – verstanden werden: das Übergewicht ist eine Erkrankung unserer Gesellschaft, welche nicht durch symptomatische Massnahmen kuriert werden kann. Hört noch jemand den «SOS»-Notruf – oder ist schon völlige Funkstille in der Prävention? • • • – – – • • •
Paolo M. Suter
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