Bild des Monats Januar 2021: Leonhart Fuchs (1501 - 1566)
Bild des Monats Februar 2021: Gelber Affodil (Asphodeline lutea)
Bild des Monats März 2021: Wunder-Veilchen (Viola mirabilis)
Bild des Monats April 2021: Kleinblütiges Fingerkraut (Potentilla micrantha)
Bild des Monats Mai 2021: Bocks-Riemenzunge (Himantoglossum hircinum)
Bild des Monats Juni 2021: Grosses Alpenglöckchen (Soldanella alpina)
Bild des Monats Juli 2021: Alpen-Grasnelke (Armeria alpina)
Bild des Monats August 2021: Dach-Hauswurz (Sempervivum tectorum)
Bild des Monats September 2021: Hopfen (Humulus lupulus)
Bild des Monats Oktober 2021: Lebensraum Zwergstrauchheiden
Bild des Monats November 2021: Botanische Wanderung: Les Follatères
Bild des Monats Dezember 2021: Weiden (Salix sp.)
Heute möchte ich einen der «Väter der Botanik» vorstellen. Fuchs wurde in der kleinen schwäbischen Stadt Wemding geboren und durchlief die damals übliche Ausbildung als Universalgelehrter (Studium von Philosophie, Griechisch, Latein, Hebräisch und Medizin). Den Grossteil seiner Karriere verbrachte er in Tübingen, wo er 7 x Rektor der Universität war. Neben Vorlesungen bot er als Neuheit für die angehenden Ärzte auch botanische Exkursionen an und legte einen der ersten botanischen Gärten in Deutschland an.
Sein Hauptwerk, das "New Kreuterbuch“ erschien in lateinischer Sprache 1542 ("De historia stirpium commentarii", übersetzt "Kommentare zur Geschichte der Pflanzen"), die erste deutsche Übersetzung 1543. Dieses klassische Werk der botanischen Literatur enthielt eine systematische Darstellung von rund 400 Wildpflanzen und über 100 Nutz- und Zierpflanzen, zum ersten Mal methodisch beschrieben - mit der Berücksichtigung des Standortes, mit botanischen Beschreibungen, Blütezeiten und medizinischen Verwendungsmöglichkeiten ("Krafft und Würckung".)
Nach Fuchs ist die Gattung Fuchsia benannt, die zur Familie der Nachtkerzengewächse gehört. Sie ist mit 100 Arten in Amerika von Feuerland bis Mexico verbreitet – und bei uns als beliebte Zierpflanze bekannt.
Mein Foto der Fuchsia magellanica stammt aus dem temperierten Regenwald in Chile.
Ich möchte ab diesem Jahr den Februar dazu nutzen, die mediterrane Flora vorzustellen. Der Mittelmeerraum ist durch ein Klima mit heissen, trockenen Sommern und kühlen, nassen Wintern gekennzeichnet. Geophyten sind Pflanzen, die ungünstige Lebensbedingungen mit Hilfe unterirdischer Organe überstehen, das können Zwiebel, Knollen oder sogenannte Rhizome sein. Diese Organe speichern Nährstoffe und tragen die Erneuerungsknospen für das folgende Jahr. Die Liliengewächse sind typische Beispiele dafür.
Die vorgestellte Pflanze des Monats heisst in der Gärtnersprache Junkerlilie, sie kann auch in unseren Breitengraden gepflanzt werden. Die Wildform ist im zentralen und östlichen Mittelmeerraum verbreitet (Italien, Balkan, Türkei). Die stattliche Pflanze (Höhe bis 1 m) wächst in Garriguen und Felsfluren, die Blütezeit ist März bis Juni.
Die weiss blühenden Affodil (Gattung Asphodelus) sind schon den Menschen in der Antike aufgefallen: die griechische Mythologie stellte sich die Unterwelt mit Asphodelus-Wiesen vor.
Die grosse Familie der Liliengewächse wurde in den letzten Jahren von der Wissenschaft aufgegliedert, die Pflanze gehört heute zu den Grasbaumgewächsen (Xanthorroeaceae).
Mein Bild stammt von der Gargano-Halbinsel in Apulien.
Der Frühling ist jedes Jahr wieder ein Wunder – unsere Pflanze des Monats trägt das Wunder sogar im Namen. Ein Veilchen zu erkennen ist nicht schwer, die genaue Artbestimmung kann aber knifflig sein. Das Wunder-Veilchen erkennt man an den grossen, eiförmigen Blättern (bis 8 cm Durchmesser), allerdings ist dann die Blüte schon vorbei. Zur Fruchtzeit können die Stängel bis 30 cm lang sein, man nennt das «postflorales Wachstum». Und im Sommer erscheinen noch einmal sich nicht richtig öffnende Blüten – also wirklich ein Wunder. Carl von Linné hat das beobachtet und der Pflanze den Namen gegeben.
In der Schweiz ist dieses Veilchen in lichten Wäldern der kollinen und montanen Stufe verbreitet. Die Hauptblütezeit ist März bis April. Total kommen in unserem Land ca. 20 Viola-Arten vor, der deutsche Name Veilchen oder Stiefmütterchen ist im Lateinischen immer Viola.
Mein Foto stammt von der Lägern im Aargauer Jura.
Die Gattung der Fingerkräuter (Potentilla) aus der Familie der Rosengewächse ist in der Schweiz mit ca. 35 Arten vertreten. Die meisten blühen gelb, es gibt aber auch einige weisse. Unsere Pflanze des Monats ist unter den weissen speziell: die Kelchblätter sind an der Basis rot.
Der Name Fingerkraut kommt von den fünfzähligen Blättern, wobei es auch da Ausnahmen gibt. Der lateinische Name deutet auf (potente) Heilkräfte hin, und tatsächlich werden verschiedene Potentilla-Arten bei Magen-/Darmbeschwerden, Fieber, Entzündungen etc. angewandt.
Unser Kleinblütiges Fingerkraut stammt aus dem Mittelmeerraum und ist in der Schweiz recht selten. Hauptverbreitungsgebiet ist das Tessin, auf der Alpennordseite kommt es zerstreut vor, u.a. auch im Kanton Schaffhausen. Blütezeit ist März bis Mai.
Mein Foto stammt aus der Breggiaschlucht bei Balerna im Sottoceneri.
Schon seit längerer Zeit habe ich keine Orchidee vorgestellt. Die Bocks-Riemenzunge gehört zu unseren grössten einheimischen Orchideen – sie kann bis 80 cm hoch werden. Mit ihrer schraubenförmig gedrehten, bis 8 cm langen Lippe ist sie unverwechselbar – und sie stinkt wirklich nach Geissbock. Sie ist eine typische Pflanze der Trockenrasen, ihr Verbreitungsgebiet in der Schweiz konzentriert sich auf den Jura mit Ausstrahlung ins Wallis und in den Kanton Zürich. An geeigneten Standorten kann man die Pflanze in ganz Mitteleuropa und im Mittelmeerraum finden. Die Blütezeit ist Mai.
Mein Foto stammt aus dem Naturschutzgebiet Chöpfi in Winterthur-Wülflingen.
Es ist jedes Mal eine Freude, wenn man früh im Jahr eine Bergwanderung unternimmt und bei den letzten Altschneefeldern vorbeikommt. Fast immer findet man dann in der sonst noch braunen Umgebung die winzigen Glöckchen der Soldanellen. In den Schweizer Alpen kommen 2 Arten vor – das vorgestellte Grosse und das Kleine Alpenglöckchen (Soldanella pusilla). Erstes wächst vor allem auf kalkreichen Böden, das zweite ist «kalkfliehend». Abgesehen von der Grösse unterscheiden sich die beiden Arten in der Länge der Fransen – das Grosse ist tiefer eingeschnitten als das Kleine.
Unsere Soldanelle kommt nicht nur in den Alpen, sondern auch im Kantabrischen Gebirge (Spanien), in den Pyrenäen, im Französischen Zentralmassiv, im Apennin und auf dem Balkan vor. Inselvorkommen gibt es im Jura und Schwarzwald. Die Gattung Soldanella aus der Familie der Primelgewächse umfasst 16 Arten, die vor allem in den Gebirgen Osteuropas verbreitet sind.
Der Name wurde vom bekannten Carl von Linné vergeben und leitet sich wahrscheinlich von den kleinen italienischen Münzen (soldi) ab. Die kreisrunden bis nierenförmigen Blätter sind auf dem Foto gut erkennbar.
Vor vielen Jahren sah ich die Pflanze zum 1. Mal – auf einer Abraumhalde eines stillgelegten Bleibergwerks in Österreich. Es war die einzige Pflanze an diesem Standort.
Der deutsche Name täuscht, denn es handelt sich nicht um ein Nelkengewächs. Die Gattung Armeria gehört vielmehr zur Familie der Bleiwurzgewächse (Plumbaginaceae). Sie kommt auf verschiedenen Kontinenten vor und umfasst ca. 90 Arten. Viele wachsen an Meeresküsten auf salzhaltigen Böden – das ist das verbindende Merkmal. Offenbar ertragen diese Pflanzen mit Schwermetall oder Salz belastete Böden. Weitere Gattungen der Familie sind der Strandflieder (Limonium) und die namensgebende Bleiwurz (Plumbago).
Die Alpen-Grasnelke kommt in der Schweiz in den Kantonen Tessin, Graubünden und im östlichen Wallis in alpinen Rasen vor.
Mein Bild stammt aus den Dolomiten (Italien).
Die Familie der Dickblattgewächse (Crassulaceae) ist in der Schweiz mit den Gattungen Mauerpfeffer (Sedum), Hauswurz (Sempervivum) und Rosenwurz (Rhodiola) vertreten.
Von den 5 Hauswurz-Arten ist der Dach-Hauswurz der häufigste. Er kommt auf Felsen und Trockenwiesen in der alpinen Stufe vor, aber auch in tieferen Lagen. Die Blütezeit ist Juli bis August.
Er wird auch Donnerwurz genannt und das hat folgenden Hintergrund:
Wer sich mit der Geschichte der Botanik befasst, stösst irgendwann auf das ‹Capitulare de villis›, eine Verordnung Karls des Grossen aus der Zeit um das Jahr 795, die vorschreibt, was auf den Landgütern seines Riesenreiches anzupflanzen war. Darin wird angeordnet, dass der Hauswurz als Blitzschutz auf Dächern verwendet werden soll.
Die Wirkung ist wissenschaftlich nicht erwiesen, Tatsache ist, dass die Pflanze mit sehr wenig Boden auskommt, weil sie das Wasser in der Blattrosette und im Stängel speichern kann (eine sog. sukkulente Pflanze).
Mein Bild stammt vom Flumserberg im Kanton St. Gallen.
Diese Pflanze aus der Familie der Hanfgewächse (Cannabaceae) ist den BiertrinkerInnen bestens bekannt. Die Wildform wächst verbreitet in der kollinen Stufe in Hecken und an Waldrändern. Aus einem dicken Wurzelstock (Rhizom) treibt die Pflanze aus und kann sich mithilfe ihrer ankerförmigen rauen Kletterhaaren rasch in eine Höhe von 3 bis 6 Metern winden – bis zu 10 cm pro Tag. Die Pflanze ist zweihäusig, für die Gewinnung des begehrten aromatischen Bitterstoffes sind nur die weiblichen Blütenstände zuständig.
Die Kulturform des Hopfens wird bis zu 6 Meter hoch, die «Hopfenstangen» sind nicht zu übersehen. In der Schweiz wird nur 10 % des Hopfens im Land angebaut, der Rest muss importiert werden. Zentren des Anbaus sind das Zürcher Stammertal (Stammheim) und das Fricktal (Kanton Aargau). Eine kleinere Fläche befindet sich bei der Kartause Ittingen (Kanton Thurgau).
Die Pflanze wird nicht nur für Bier verwendet, sondern auch für Liköre, Limonaden und für medizinische Zwecken (Beruhigungsmittel). Die Verwendung des Hopfens geht bis ins Mittelalter zurück, bereits Hildegard von Bingen erwähnt die Pflanze in ihren Schriften.
Dieser Lebensraum ist geprägt von kleinwüchsigen Gehölzen mit oft immergrünen, kleinen Blättern. Häufig sind Arten aus der Familie der Erikagewächse (Ericaceae): Rhododendron (Alpenrose), Vaccinium (Heidel-, Preisel-, Rauschbeere) und in Abhängigkeit vom vorherrschenden Untergrund die Schneeheide (Erica carnea) auf Kalk und Besenheide (Calluna vulgaris) auf saurem Gestein. Häufig kommen Flechten, Moose in Zwergstrauchheiden vor, weil die Vegetation recht lückig ist.
In den Alpen findet man diesen Lebensraum entweder über der Waldgrenze oder der Standort ist aus anderen Gründen für grössere Bäume nicht geeignet (sehr saure Böden oder wegen der dünnen Humusschicht).
Die eigentliche Erikaheide oder subalpine Kalkheide ist in der Schweiz zwischen 1'000 und 2'000 Meter ü.M. im ganzen Land verbreitet. Neben den bereits erwähnten Arten kommen auch Zwerg-Wacholder (Juniperus communis ssp. alpina), Leg-Föhre (Pinus mugo) und Buchsblättrige Kreuzblume (Polygala chamaebuxus) vor.
Mein Bild zeigt Schneeheide (Erica carnea) beim Grüenebergpass in Habkern BE (auf ca. 1'500 m).
Nach der Reihe der Südafrika-Flora möchte ich ab heute jeweils im November Tipps zu Wanderungen in botanisch spannende Gebiete geben.
Am Beginn steht ein botanischer Hotspot im Wallis – das Naturschutzgebiet «Les Follatères» bei Martigny. Vom Bahnhof Martigny erreicht man mit dem Bus das kleine Dorf Branson, das sich als Start und Zielpunkt gut eignet. Die Follatéres erstrecken sich von 500 bis 800 Meter ü.M. und umfassen ein Mosaik ganz verschiedener Lebensräume. Das markante Rhoneknie bewirkt, dass das Klima und damit die Vegetation auf der Süd- und Westseite sehr unterschiedlich ist. Die Westseite ist feuchter, weil die Wolken vom Genfersee her durchs Rhonetal eindringen können. Der Südhang ist wesentlich trockener – hier finden sich die Felsensteppen und Trockenwiesen, verzahnt mit Flaumeichenwäldern.
Von März bis September kann man hier spannende Pflanzen finden, welche ich teilweise in den vergangenen Jahren auf der Infomed-Website gezeigt habe. Es beginnt im März und April mit der Frühlings-Lichtblume (Bulbocodium vernum) und dem Frühlings-Adonisröschen (Adonis vernalis) und endet im September mit der Herbst-Wendelähre (Spiranthes spiralis) und Gold-Aster (Aster linosyris). Höhepunkt der Blühsaison sind aber die Monate Mai und Juni – dann blühen auch viele Orchideenarten.
Viele der vorkommenden Arten stammen aus den osteuropäischen Steppen bzw. sind aus dem Mittelmeerraum eingewandert. Mein Bild zeigt als Beispiel die Schopfige Traubenhyazinthe (Muscari comosum) in der Trockenwiese, im Hintergrund ist der Eichenwald zu erkenne.
Der folgende Link führt zu einer Beschreibung des Gebiets, welches von Pro Natura Valais gepflegt wird:
https://www.pronatura-vs.ch/de/naturschutzgebiet-mont-rosel-les-follateres
Ungefähr 35 Arten von Weiden wachsen in der Schweiz (weltweit ca. 450). Während die bekannte Silber-Weide (Salix alba) bis zu 20 Meter hoch werden kann, kommen in den Alpen mehrere Weidenarten vor, welche als «Spaliersträucher» am Boden kriechen, z.B. die häufige Netz-Weide (Salix reticulata).
Die Bedeutung der Weiden war früher wesentlich grösser als heute. Das biegsame zähe Holz eignet sich gut als Baumaterial (Flechtwände in Fachwerkbauten), zur Befestigung von instabilen Böden, für Zäune, etc.
Auch die Verwendung in der Medizin war früher wichtiger als heute. Für Details verweise ich auf das Internet:
https://de.wikipedia.org/wiki/Weiden_in_der_Medizingeschichte
Die Familie der Weidengewächse (Salicaceae) umfasst auch die Gattung der Pappeln (Populus) sowie einige tropische und subtropische Gattungen. Hauptverbreitung der Weiden sind aber die gemässigten Gebiete der Nordhemisphäre.
Das vorgestellte Foto zeigt die Lorbeer-Weide (Salix pentandra), welche in feuchten Wiesen und an Fluss- oder Seeufern wächst und bis 12 Meter hoch werden kann. Kennzeichen sind die breit lanzettlichen, dunkelgrün glänzenden Blätter, welche wirklich an Lorbeer erinnern. Mein Bild stammt vom Lac de Joux im Waadtländer Jura.