Weniger Herpes zoster dank Varizellen-Reexposition?
- a -- Forbes H, Douglas I, Finn A et al. Risk of herpes zoster after exposure to varicella to explore the exogenous boosting hypothesis: self controlled case series study using UK electronic healthcare data. BMJ. 2020 Jan 22;368:l6987. [Link]
- Zusammenfassung: Alexandra Röllin
- infomed screen Jahrgang 24 (2020)
Publikationsdatum: 2. Mai 2020 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Der britische Allgemeinpraktiker und Forscher Robert Edgar Hope-Simpson [1], der entdeckt hatte, dass Herpes zoster durch die endogene Reaktivierung von Varizellen-Viren verursacht wird, stellte bereits 1965 die These auf, dass erneuter Kontakt mit dem Varizella-Virus bei bereits immunen Personen die Immunabwehr verstärkt und so das Risiko für einen Herpes zoster vermindert («exogenous boosting hypothesis»). Zwar gibt es epidemiologische und immunologische Studien, die diese These stützen, aber wie stark der so vermittelte Schutz ausfällt und wie lange er anhält, bleibt unklar. In der vorliegenden britischen Studie wurde die «Self controlled case series»-Methode eingesetzt, bei der die untersuchten Personen als ihre eigenen Kontrollen dienen, indem die Zeitabschnitte vor und nach der entsprechenden Exposition miteinander verglichen werden. Es konnte gezeigt werden, dass in den ersten zwei Jahren nach der Exposition gegenüber einem Kind mit Varizellen in demselben Haushalt das Risiko für die Betroffenen 33% geringer war, als wenn diese Exposition nicht stattgefunden hätte. Im Zeitraum von 10-20 Jahren nach der entsprechenden Exposition war das Risiko noch um 27% vermindert. Die beobachtete Schutzwirkung war bei Männern minim stärker als bei Frauen. Eine wiederholte Exposition schien die Schutzwirkung nicht weiter zu verstärken.
Herr Hope-Simpson lag mit seiner These offenbar richtig. Allerdings ist die beobachtete Schutzwirkung eher schwach ausgeprägt – zu schwach, um allein aus diesem Grund von der Varizellen-Impfung von Kleinkindern generell abzusehen. Dafür scheint der so erworbene zusätzliche Schutz erstaunlich lange anzuhalten. Ebenso erstaunlich scheint mir das Resultat, dass eine wiederholte Exposition die Schutzwirkung nicht zusätzlich verstärkte. Ob dies wirklich zutrifft oder nur ein Zufallsbefund aufgrund methodologischer Mängel der Studie ist, bleibt unklar. Die «Self controlled case series»-Methode ist zwar ein sehr interessantes Studiendesign, kann aber die beschränkte Aussagekraft von Beobachtungsstudien nicht vollständig kompensieren. Auch war die Anzahl der Personen mit Mehrfachexposition so gering, dass schon rein von der Stichprobengrösse hier keine klare Aussage zu machen ist.
- Gray DP. Robert Edgar Hope-Simpson. Brit Med J. 2003;327:1111.
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