Östrogene: wirksame Frakturprophylaxe?
- m -- Torgerson DJ, Bell-Syer SE. Hormone replacement therapy and prevention of nonvertebral fractures: a meta-analysis of randomized trials. JAMA 2001 (13. Juni); 285: 2891-7 [Link]
- Kommentar: Etzel Gysling
- infomed screen Jahrgang 5 (2001)
, Nummer 9
Publikationsdatum: 1. September 2001 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Studienziele
Die Annahme, dass die Einnahme von Östrogenen nach der Menopause Frakturen verhindere, kann sich nicht auf entsprechende prospektiv-randomisierte Studien stützen. In der vorliegenden Metaanalyse wurde der Versuch unternommen, randomisierte Hormonersatz-Studien mit anderen Studienzielen hinsichtlich der Inzidenz nicht-vertebraler Frakturen auszuwerten.
Methoden
Mit Hilfe von Datenbanken, Übersichtsarbeiten und anderen Quellen wurden 22 Studien eruiert, in denen Frauen während mindestens 12 Monaten mit Östrogenen behandelt worden waren. Nur 15 dieser Studien waren doppelblind; Informationen zu den Frakturen waren fast nie publiziert, sondern mussten bei den Studienverantwortlichen nachgefragt werden. Die Kontrollgruppen hatten entweder keine Behandlung, Placebo oder vereinzelt Kalzium (eventuell auch Vitamin D) erhalten. Erfasst wurden sämtliche nicht-vertebralen Frakturen, also auch solche, die nicht osteoporotisch bedingt waren.
Ergebnisse
Die 22 Studien umfassten insgesamt 8'774 Frauen; davon waren 14 Studien mit 5'244 Frauen solche, bei denen das Durchschnittsalter unter 60 Jahren lag. Hinweise auf eine Osteoporose waren jedoch nur in einigen wenigen Studien bei älteren Frauen vorhanden. Gesamthaft konnte bei hormonbehandelten Frauen eine signifikante Senkung der Frakturhäufigkeit (um 27%) berechnet werden. Für Studien, in denen die Frauen durchschnittlich über 60 Jahre alt waren, ergab sich jedoch keine signifikante Wirkung. Studien von längerer Dauer zeigten tendenziell eine geringe Beeinflussung der Frakturinzidenz als kürzere Studien.
Schlussfolgerungen
Diese Metaanalyse von Hormonersatz-Studien, in denen primär nicht die Frakturinzidenz untersucht wurde, zeigt für hormonbehandelte Frauen eine geringere Frakturinzidenz. Für über 60jährige Frauen findet sich jedoch keine signifikante Wirkung.(FT)
Diese Metaanalyse ist nicht geeignet, die erheblichen Zweifel an einer präventiven Wirkung der Östrogene gegen osteoporotische Frakturen auszuräumen. Dazu enthält sie allzu viele Ungenauigkeiten – z.B. keinerlei Differenzierung zwischen Frakturen verschiedener Ursache. Von besonderer Bedeutung ist aber, dass es nicht einmal dieser ausgesprochen industriefreundlichen Arbeit gelingt, bei Frauen über 60 eine überzeugende Hormonwirkung gegen Frakturen nachzuweisen.
Etzel Gysling
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